Flashforge Adventurer 5M Pro im Test: Genialer 3D-Drucker für 439 Euro

Flashforge Adventurer 5 Pro
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Der Adventurer 5 Pro ist ein moderner 3D-Drucker mit automatischem Bed-Levelling, vollständig geschlossenem Bauraum, Luftfiltern gegen beißende Plastik-Gerüche und der erste Druck startete bereits 45 Minuten nach dem Öffnen des Versandkartons. Der Preis wurde erneut gesenkt.

Flashforge-Drucker sind im Vergleich zu vielen anderen 3D-Druckern nach dem FDM-Verfahren eher geschlossene Kisten – mit Anwendern als Zielgruppe, für die das Ergebnis das Ziel ist. Firmware-Basteleien wie Rooten und Software Nachinstallieren wie beim Creality K1 Max (Testbericht) gibt es hier nicht. Mit allen Vor- und Nachteilen. Insgesamt weiß die Hardware für einen Preis von aktuell 439 Euro bei Geekmaxi (Gutscheincode: NNNDE5MPRO) sehr zu überzeugen. Und bei den kleinen Schwächen der Software gibt es guten Grund zur Hoffnung. Doch dazu später mehr.

Selten hatten wir ein Testgerät, bei dem das Entfernen des Transportschutzes aus Schaumstoffs mit die größte Herausforderung bei der Inbetriebnahme war. Der Adventurer 5M Pro wurde in einem stabilen Karton geliefert. Oben geöffnet, sehen wir auf den ersten Blick die gedruckte Schnellstart-Anleitung auf Englisch und Chinesisch sowie einen USB-Stick mit ausführlichen Anleitungen, Software und so weiter – übrigens ein Marken-Stick von SanDisk.

Unter ein paar Papp- und Schaumstoffstreifen befindet sich der Drucker. Zum Herausheben ist eine zweite Person praktisch, denn der Flashforge wiegt einiges. Sein geschlossener Bauraum ist aus hochwertigem Kunststoff gefertigt. Zwar gibt es hier keine Fenster an den Seiten, das wertige Material gefällt uns aber besser als die Plastikscheiben beim Creality K1 Max – und der Preisunterschied zum absoluten Testsieger und Überflieger, dem verglasten Bambu Lab X1 Carbon (Testbericht), ist halt immens. Die Deckel oben und vorn sind aus stabilem Plexiglas gefertigt und werden von aufwendigen Scharnieren in Position, von Moosgummistreifen dicht und von Magneten geschlossen gehalten. Eine Plastikfolie, die über beide Seiten geht, schützt beim Transport vor Kratzern – muss aber vor dem Drucken entfernt werden. Unser Drucker hat auf der Seite eine winzige Beule und einen kleinen Kratzer. Beides fällt nur bei genauerem Hinsehen auf. Schade, aber der Reklamation nicht wert.

Vor dem Einschalten muss man den primitiven, aber funktionalen Filamentrollenhalter auf der Rückseite mit zwei Inbusschrauben befestigen. Werkzeug liegt bei, die passenden Löcher sind mit knallgelben Farben unübersehbar markiert. Außerdem ist der komplette Innenraum mit stabilem Formschaumstoff gefüllt, der sich bei uns zunächst standhaft weigert, entfernt zu werden. Wer das gleiche Problem hat: Ja, er muss wirklich nach oben und nicht nach vorn raus, und der Grund für das Hakeln ist, dass die einzelnen Bestandteile nicht ganz bündig aufeinander verklebt sind. Mit sanfter Gewalt (Achtung, Kabel und Schlauch sichern) kann man sie voneinander trennen und notfalls einzeln entfernen. Dann wollen noch vier Schrauben entfernt werden, die das Druckbett für den Transport am Boden sichern und Schäden vermeiden sollten. Das ist üblich bei fertig aufgebauten Druckern.

Ein erster Schreck: Der Bowden-Schlauch, der das Filament von der Spule außen über den Filamentsensor zum Extruder im Innenraum des Druckers führt, sitzt nicht fest. Es ist auch nichts im Lieferumfang, mit dem man ihn befestigen könnte. Fehlt da etwas? Oder meinen die das ernst – wie sollte das denn funktionieren? Mal sehen. Einstecken und anschalten. Nach dem Aktivieren des Netzschalters geht der Drucker zunächst in den Stand-by und will über die Taste an der Vorderseite hochgefahren werden. Dann heißt der Drucker einen Willkommen und startet seine automatische Einrichtung – Bettvermessung, Vibrationstest und so weiter. Zunächst muss man das Filament zuführen.

Die deutsche Übersetzung verwirrt uns kurz. Wir sollten das Filament in den Sensor einführen. Den sehen wir aber nicht, der ist im Drucker verbaut. Das Filament gehört ganz einfach in den Schlauch. Bis zum Anschlag schieben und okay drücken, heißt es. Natürlich passiert das, was wir erwartet haben: Am Anschlag rutscht der Bowden-Schlauch aus der losen Halterung am Druckkopf. Interessiert, wie das weitergeht, drücken wir okay. Die Nozzle heizt sich auf, der Extruder zieht das Filament ein. Aus der Düse tritt zunächst etwas rotes Rest-Filament aus. Ein gutes Zeichen, der Drucker wurde im Vorfeld getestet. Das Display fordert uns auf, das ausgetretene Filament zu entfernen. Einen automatischen Abstreifer und Auswurf wie beim teuren Bambu gibt es hier nicht. Danach beginnt sofort ein Testdruck. Nach kurzer Zeit liegt ein schönes Rechteck auf der Druckplatte. Exakt 45 Minuten nach dem Öffnen des Kartons.

Ach ja: Flashforge legt ein tolles, bläulich-grün funkelndes PLA-Filament mit in den Lieferumfang. Schade, dass die Rolle so klein ist – aber eine nette Geste im Vergleich zum weißen Standard, der sonst gerne dabei ist.

Aktuell kostet der 3D-Drucker 549 Euro bei Geekmaxi mit dem Gutscheincode NNNDE5MPRO.

Wir wollen ein Benchy drucken. Wie bei allen modernen Druckern sind auch beim Adventurer 5 Pro einige vorbereitete Modelle bereits im Speicher abgelegt, darunter auch ein Benchy. Da das Druckbett aus strukturiertem PEI-Federstahl besteht und magnetisch gehalten wird, verzichten wir auf das Auftragen des mitgelieferten Klebestifts. Ein Fehler, wie sich schnell zeigt. Nach etwa zehn Prozent der Schichten löst sich das kleine Boot vom Druckbett und der Flashforge produziert Spaghetti. Er hat zwar eine Kamera, aber keine automatische Druckbild-Erkennung samt Spaghetti-Warnung wie der Bambu X1C.

Wir brechen den Druck ab, entfernen den Plastikmüll aus dem Druckraum und schmieren die PEI-Oberfläche mit Klebestift ein. Benchy, zweiter Versuch. 14 Minuten verspricht der Drucker, das ist extrem schnell. Merkt man auch. Der Tisch, auf dem wir den 5 Pro zunächst aufgestellt haben, ist nicht der stabilste – er rappelt und wackelt hin und her, während der Druckkopf mit maximal 600 mm/s geschmolzenen Kunststoff ausspuckt. Nach 15 Minuten ist das erste Boot fertig. Und für einen 15-Minuten-Druck sieht es wirklich hervorragend aus.

Um die ganzen groben und feinen Einstellungen des Drucks zu konfigurieren, benötigen wir eine Slicer-Software. Flashforge bietet auf der Download-Seite das hauseigene Flashprint 5 an und – daran sollten sich andere Hersteller ein Beispiel nehmen – eine saubere, offizielle Konfigurationsdatei für den Open-Source-Slicer Orca samt diverser Profile für Materialien von PLA über ABS und ASA bis PETG und TPU.

Da wir den Orca Slicer inzwischen liebgewonnen haben, ist das zunächst unser Weg. Schnell ist das Benchy mit anderen Einstellungen gesliced, aber etwas langsamer und sauberer. Wie vom Bambu oder vom K1 Max (nach Firmware-Bastelei, siehe Testbericht) gewohnt, wollen wir den Druck über WLAN starten. Auf dem Display des Druckers gibt es im Einstellungsmenü eine WLAN-Konfigurationsseite. Das Laden dauert immer etwas, da die Software zunächst nach verfügbaren Netzen sucht – selbst, wenn man nur kurz die aktuelle IP-Adresse nachsehen möchte. Beim Eintippen des langen Passworts nervt uns der resistive Touchscreen ein wenig, und offensichtlich hat niemand ausprobiert, wie die Darstellung bei langen Passwörtern ist – der Text läuft dann nämlich unter weitere Symbole. Nicht schlimm, die Verbindung ins Internet steht trotzdem schnell und intuitiv. Aber eben nicht ganz perfekt.

Der Adventurer bietet ein Firmware-Update an. Nach dem Neustart ist der Drucker mit dem WLAN verbunden. Wir wollen unser Benchy an den Flashforge schicken. Geht nicht, als Adresse ist im Orca-Profil raspberry.local eingetragen. Wir schauen also nach der IP-Adresse – und warten, während der Drucker nach verfügbaren Netzen sucht. IP gefunden, im Orca Slicer eingetragen, Fehlanzeige. Das offizielle Handbuch sagt dazu: Pack' die Gcode-Datei aus dem Slicer auf einen USB-Stick und steck' den am Drucker an. Ernsthaft? Das Internet sagt dazu: Stimmt. Aktuell funktioniert das nicht. Eine Bastellösung gibt es nicht. Respektive: Wir haben einen umgefummelten Orcaslicer gefunden, der das können soll – aber die Datei für Mac mit ARM-Prozessor ist korrupt. Die gute Nachricht ist, dass der Hersteller die Beschwerden darüber auf Github offensichtlich ernst nimmt und ein Firmware-Update verspricht, das diese Funktion nachliefern soll. Bis dahin muss man doch Flash Print nutzen, wenn man über WLAN drucken will.

Gesagt, installiert, getan. Die Software findet den Drucker sofort im Netz. Benchy importiert. Die Augen werden groß: Es gibt keine Profile für Schnell, Normal, hohe Qualität oder Ähnliches. Könnte man anlegen, aber bis man die tausenden Einstellungen gefunden und verstanden hat, ist selbst bei erfahrenen Anwendern viel Zeit vergangen. Wir testen das Benchy mit Standard-Einstellungen. Slicen, auf Drucken klicken, dann überträgt das Programm die Datei auf den Drucker. Der beginnt nach wenigen Sekunden mit dem Vorheizen von Düse und Druckbett. 25 Minuten später: ein Benchy. Bis auf Kleinigkeiten wirklich gelungen. Gegen das Stringing, also die dünnen Fäden, hilft vermutlich ein höherer Retract oder eine etwas niedrigere Drucktemperatur. Und die Beulen an der Seite des Schiffs ist die Stelle, an der eine neue Schicht anfängt. Auch hier müsste man nur ein wenig tunen, dann wäre das Bild wirklich extrem gut.

Als Nächstes soll eine Spiderman-Figur mit hohen Details entstehen. Der Einfachheit halber geht es zurück zum Orca Slicer, für den bringt der Flashforge nämlich die passenden Profile mit. Der Weg über den USB-Stick fühlt sich zwar falsch an, hat aber die letzten Jahre funktioniert und tut das natürlich immer noch. Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen. Mit 7,5 Stunden mit hoher Qualitätseinstellung hat sich der 5M zwar deutlich länger gebraucht als der Bambu mit 4, aber das Ergebnis ist extrem nah an der Perfektion – und der Drucker kostet weniger als die Hälfte.

Mit dem mitgelieferten PLA kommt der Flashforge natürlich perfekt zurecht. Dank geschlossenem Bauraum, Filter, Extra-Lüftern für Um- und Abluft und der damit einhergehenden Kontrolle der Temperatur im Bauraum sind auch empfindlichere Materialien wie ABS oder ASA druckbar, dank Direct-Driver-Extruder auch gummiartige. In der Praxis macht sich der 5M gut mit allen Materialien, die wir getestet haben. Die Abluftfunktion mit Anti-Stinkfilter gefällt uns gut – man darf aber nicht vergessen, sie über das Menü des Druckers einzuschalten. Allerdings überlagert die Lautstärke des Lüfters spätestens dann auch die sonstigen Betriebsgeräusche. Der 5M ist nämlich erfreulich leise – zumindest, wenn man PLA druckt und die Zusatzlüfter nicht benötigt.

In der Praxis hatten wir einmal Ärger mit der Haftung des Druckbetts. Obwohl das Druckbett aus PEI gefertigt ist, will es mit Haftmittel eingestrichen werden. Der Hersteller legt einen entsprechenden Stift bei. Und zum Reinigen sollte man auf keinen Fall Spülmittel mit Creme-Bestandteilen aus dem Haushalt nehmen, dann haftet nämlich erst einmal nichts mehr auf dem Druckbett – ja, okay, das war ein User-Fehler. Nach der sorgfältigen Reinigung mit normalem Spülmittel, der Trocknung mit einem fusselfreien Tuch und dem anschließenden Reinigen mit Isopropanol waren die Haftungsprobleme dann auch weg. Allerdings: Haftmittel sollte man wirklich immer auftragen. Bei einem Druck hatten wir das Haftmittel nicht vollflächig angebracht – und überall dort, wo es nicht war, wölbte sich das Objekt schon beim Druck.

Mit 22 mal 22 mal 22 Zentimetern Bauraum gehört der Adventurer 5M Pro zur Standard-Größe. Wer größere Modelle drucken möchte, bekommt beispielsweise mit dem Qidi X-Max 3 (Testbericht) für unter 1000 Euro einen ähnlich gutes Gerät mit einem Bauraum von 32,5 mal 32,5 mal 31,5 Zentimetern.

Wer Spaß am Basteln hat und als Erstes im Menü nach einer Option sucht, um den Root-Zugang über SSH freizuschalten, sollte sich den Creality K1 Max (Testbericht) für knapp 760 Euro ansehen. Das Display ist hier besser, die Firmware offener – allerdings ist der Weg zum schönen Druckbild deutlich weiter, weswegen der Flashforge klar die erste Wahl für Einsteiger ist.

Kommt es aufs Budget nicht an, bleibt der knapp 1250 Euro teure Bambu Lab X1 Carbon (Testbericht) klar die erste Wahl. Und wenn es einfach sein soll und vor allem aufs Budget ankommt, empfehlen wir den Blick auf den 350 Euro (Preisvergleich) teuren Ankermake M5C (Testbericht). Dieser ist allerdings als einziger der hier genannten Alternativen keinen geschlossenen Bauraum hat und bei der Auswahl des zu druckenden Materials deutlich eingeschränkter ist.

Weitere Alternativen finden sich in der Top 10: Der beste 3D-Drucker mit Filament kostet nur 366 Euro.

Der Flashforge Adventurer 5 Pro ist ein ziemlich guter 3D-Drucker mit automatischem Bed-Levelling, geschlossenem Bauraum und Luftfiltern gegen Gerüche. Schnelle Inbetriebnahme, wertige Verarbeitung und ein Preis von 549 Euro überzeugen. Kleinere Mängel wie fehlende automatische Druckbild-Erkennung und Softwareprobleme sind aber vorhanden. Die vielseitige Materialauswahl, beeindruckende Druckqualität und positive Abluftfunktion sind jedoch lobenswert.

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