Samsung Smartthings: Aeotec Hub
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Mit seiner offenen Architektur unterstützt Samsung Smartthings tausende Komponenten unterschiedlicher Hersteller. Wie gut das in der Praxis funktioniert, zeigt der Test.
Aus Anwendersicht ist es ratsam, auf eine Smart-Home-Zentrale zu setzen, die möglichst viele Geräte unterstützt. Smartthings von Samsung will diesen Anspruch erfüllen. In den USA und in Großbritannien gehört Smartthings zu den populärsten Smart-Home-Plattformen. Das zeigt sich auch an der Berichterstattung: Die New York Times nennt in ihrem Smart-Home-Blog The Wirecutter neben Amazon Alexa, Apple Home Kit und Google Assistant auch Smartthings von Samsung, wenn es um die Kompatibilität von Smart-Home-Komponenten geht.
Hierzulande ist Smartthings bisher nicht so populär. Nach dem gescheiterten Versuch, die Plattform zusammen mit Vodafone in Deutschland und monatlichen Abo-Kosten zu vermarkten, ist nun Z-Wave Europe für den Vertrieb der Smart-Home-Zentrale zuständig. Der Distributor für Z-Wave-kompatible Produkte gehört zur Hamburger Aeotec-Gruppe und deshalb ziert auch dessen Name die Smartthings-Zentrale. Samsung selbst integriert Smartthings-Hubs verstärkt in Haushaltsgeräte, TVs und smarte Monitore.
Die Smartthings-Zentrale von Aeotec integriert mit WLAN, Zigbee und Z-Wave die wichtigsten Funktechnologien im Smart-Home-Bereich. Sie kann über ein Ethernetkabel oder über WLAN mit dem heimischen Router verbunden werden. Ein 5-Volt-USB-Netzteil befindet sich im Lieferumfang. Alternativ lässt sich das Gerät auch an einer Steckdose mit USB-Port oder einer Powerbank (Bestenliste) betreiben. Der Smartthings-Hub unterstützt Amazon Alexa und Google Assistant, sodass Anwender daran angeschlossene Geräte auch per Sprache steuern können. Zudem bietet Aeotec eine Vielzahl an Smartthings-kompatiblen Produkte wie Bewegungsmelder, Zwischenstecker, Überwachungskameras, Repeater und Luft-, Temperatur- und Wassersensoren.
Die Smartthings-Zentrale verwalten Anwender über die gleichnamige App vom Smartphone oder Tablet aus. Hierfür ist ein Samsung-Konto erforderlich. Wer noch keines hat, kann es während der Einrichtung der App anlegen. Mit der Desktop-App für Windows 10 und der Web-Anwendung kann man hingegen nicht alle Funktionen von Smartthings nutzen. Damit können Anwender nur Geräte ein- und ausschalten, Szenen aktivieren und Räume bearbeiten.
Zusätzliche Insights zu Smartthings stehen Anwendern und vor allem Entwicklern unter graph.api.smartthings.com zur Verfügung. Dort findet man etwa Details zu der jeweiligen Betriebsart der an den Hub angeschlossenen Geräte. Zu wissen, ob ein Device über das Internet oder lokal angebunden ist, dürfte viele Anwender interessieren. Schließlich funktionieren über die Cloud angeschlossene Geräte nicht, wenn keine Verbindung zum Internet besteht. Samsung möchte die lokale Anbindung von Geräten weiter ausbauen. Schließlich zählt der Smartthings-Anbieter als wesentlicher Treiber bei der Entwicklung des für den Herbst erwarteten neuen Smart-Home-Standard Matter, der nicht nur für eine Kompatibilität von Smart-Home-Komponenten unterschiedlicher Hersteller sorgen soll, sondern auch die lokale Einbindung von Geräten sowie die lokale Ausführung von Regeln vorsieht. Samsung bezeichnet die Funktion mit Smartthings Edge. An einem entsprechenden Beta-Programm können Smartthings-Nutzer teilnehmen und passende Edge-Treiber – sofern verfügbar – ausprobieren.
Die Smartthings-App bietet drei Möglichkeiten, Geräte hinzuzufügen. Welcher davon der passende ist, ist abhängig vom jeweiligen Hersteller. Manche bieten eine Integration über den am jeweiligen Gerät aufgedruckten QR-Code, andere verlangen die Angabe von Hersteller und Modell und wieder andere findet die Smartthings-App automatisch, wenn diese sich im Kopplungsmodus oder betriebsbereiten Zustand befinden. Das klingt kompliziert, ist aber in der Praxis relativ einfach. Lampen von Innr müssen sich im Kopplungsmodus befinden, dann werden sie nach Auswahl von Hersteller und Produkttyp problemlos erkannt. Und zwar ohne, dass man dafür eine Innr-Bridge benötigt. Diese kann man sich also sparen.
Die Einbindung von Geräten der Tuya-Plattform verläuft hingegen über die Verknüpfung des entsprechenden Tuya-Kontos. Sie werden also über die Cloud eingebunden. Der Nachteil: Besteht keine Internetverbindung, werden sie als Offline markiert und können nicht genutzt werden. Außerdem werden im Test nicht sämtliche installierten Tuya-Geräte übernommen. Steckdosen und Thermostate hat Smartthings erkannt, Temperatur-Sensoren und Lampen hingegen nicht. Dass eine Einbindung von Tuya-Geräten über die Cloud besser funktionieren kann, zeigt die Smart-Home-Zentrale Homey Pro. Sie erkennt zwar auch nicht alle Tuya-Devices, aber deutlich mehr als Smartthings und vor allem mit voller Funktionalität. Mit Smartthings müssen Anwender hingegen in einigen Fällen Funktionseinschränkungen in Kauf nehmen. Die Samsung-Plattform kann beispielsweise nicht die von den getesteten Tuya-Steckdosen erfassten Verbrauchswerte auslesen. Ebenso sind die Temperaturdaten des Tuya-Thermostats fehlerhaft, sodass es letztlich nicht sinnvoll ist, diese für Automatisierungen zu nutzen.
Und noch einen Lapsus leistet sich Smartthings bei der Einbindung von Tuya-Geräten: Es integriert mit der Tuya-Plattform erstellte Regeln als Geräte und markiert diese als offline. Immerhin kann man diese manuell aus Smartthings löschen, sodass sie nicht weiter stören.
Überwachungskameras von Arlo bindet Smartthings wie die Tuya-Geräte über die Verknüpfung des entsprechenden Kontos ein und erlaubt damit Zugriff auf Livestream und Bewegungssensoren. Letztere kann Smartthings für Automatisierungen verwenden. Einstellungsänderungen der Arlo-Kameras sind aber nur über die App des Herstellers möglich.
Keine Probleme gibt es bei der Erkennung der zu Smartthings kompatiblen Aeotec-Geräte. Die Aeotec-WLAN-Überwachungskamera benötigt sogar nicht einmal einen Hub. Die batteriebetriebenen Zwave- und Zigbee-Devices wie Bewegungsmelder, Steckdose sind logischerweise nur über den Hub erreichbar, da nur dieser über die nötige Funkausstattung verfügt, um sie anzusprechen.
Trotz einiger Probleme bei der Einbindung von Geräten fremder Hersteller, darf man die Kompatibilität der Smartthings-Plattform durchaus positiv betrachten. Darunter sind unter anderem eine Vielzahl prominenter Marken aus dem Smart-Home-Bereich enthalten, wie Bose, Danfoss, Fibaro, Home Connect, Honeywell, Ikea (Tradfri), Nanoleaf, Netatmo, Philips Hue, Ring, Somfy, Sonoff, Sonos, Tapo und Tint. Insgesamt unterstützt Smartthings Produkte von über 200 Herstellern.
Heimautomatisierungen ermöglicht Smartthings über Wenn-Dann-Regeln und Szenarien. Als Auslöser von Regeln, die die Smartthings-App auch mit Routinen bezeichnet, dienen Zeit, Gerätestatus, Mitgliedsstatus, Standortmodus, Wetter und Sicherheitsmodus. Szenarien können aus mehreren Regeln bestehen. Wer etwa mehrere Regeln zur Steuerung von zwei Leuchten auf der Terrasse erstellt, sollte diese bei Bedarf gleich in einem Szenario zusammenfassen. Denn die Smartthings-App erlaubt leider nicht, aus bestehenden Regeln ein Szenario zu erstellen. Regeln können Anwender mit mehreren Bedingungen und Vorbedingungen versehen, sodass auch komplexe Logiken abgebildet werden können. Erleichtert wird die Erstellung von Regeln und Szenarien durch Beispiele (Entdecken), die gleichzeitig als Vorlage für eigene Regeln dienen können.
Sind einmal Geräte, Routinen und Szenarien eingerichtet, sollte die Bedienung eines Smart-Home-Systems zweitrangig sein. Im Idealfall sorgen die Automatisierungen für einen reibungslosen Betrieb der smarten Technik. Im Test hat das mit Smartthings tadellos funktioniert. Die Terrassenbeleuchtung wurde bei Bewegungserkennung in Abhängigkeit der Zeit automatisch eingeschaltet, inklusive Wahl eines bestimmten Farbtons und Intensität. Wichtig ist natürlich auch, dass sich die Beleuchtung wieder ausschaltet, sobald keine Bewegung registriert wird. Auch das hat funktioniert. Das Abschalten bestimmter Steckdosen, um etwa die Energieverschwendung im Stand-by-Betrieb zu minimieren, hat Smartthings problemlos bewältigt.
Wer dennoch auf eine manuelle Steuerung Wert legt, muss dazu nicht unbedingt die Smartthings-App verwenden. Alternativ lassen sich Aktionen auch manuell mit Tastern auslösen, sodass man sie nicht umständlich über die App aktivieren muss.
Die App hinterlässt insgesamt einen positiven Eindruck. Smart-Home-Enthusiasten werden sich über die Vielzahl an Möglichkeiten bezüglich Regeln und Szenarien freuen, während Anfänger die zahlreichen Hilfestellungen in Form grafisch gut aufbereiteter Anleitungen schätzen.
Allerdings ist nicht alles Gold, was glänzt. Die Amazon-Skills von Smartthings funktionieren nur mehr schlecht als recht. Oft sind bestimmte Funktionen gar nicht implementiert, sie funktionieren einfach nicht. Die zahlreichen negativen Kommentare unter dem Skill sprechen Bände.
Der Smartthings-Hub von Aeotec kostet regulär 110 Euro. Aktuell ist er ab 86 Euro erhältlich. Die zu Smartthings kompatiblen Sensoren und Aktoren sind preislich etwas höher angesiedelt als etwa vergleichbare Komponenten für andere Plattformen. So kostet der Aeotec-Bewegungssensor mit circa 30 Euro etwa 10 Euro mehr als andere Varianten. Dafür misst er wie auch die anderen getesteten Aeotec-Sensoren zusätzlich noch die Temperatur. Lobenswert sind außerdem die Angaben zur Kompatibilität der Produkte. Das ist längst nicht selbstverständlich und erleichtert die Auswahl erheblich.
Smartthings ist dank seiner Kompatibilität zu Produkten von über 200 Herstellern eine gute Basis für die Verwaltung eines smarten Zuhauses. Da Samsung einer der Haupttreiber des Matter-Standards ist, können Anwender davon ausgehen, dass die Smartthings-Plattform in Zukunft noch vielseitiger wird, da durch Matter die Einbindung von Komponenten unterschiedlicher Hersteller sowie die lokale Ausführung von Regeln noch einfacher wird. Schon jetzt zeigt Samsung mit Smartthings Edge, dass sie dieses Ziel ganz fest im Auge haben.
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