Mähroboter ohne Begrenzungskabel im Test: Der Ecovacs Goat G1 schneidet gut ab

Ecovacs Goat G1
Pro und Contra
  • sehr gute Navigation und Hinderniserkennung
  • perfekte Signalabdeckung dank Beacons
  • schnurgerade Bahnen, hohe Verlässlichkeit
  • schickes Design
  • tolle App
  • niedriger Preis (für einen GPS-Mäher)
  • (derzeit) keine Anpassungsmöglichkeit der Karte!
  • Mähzeit mit einer Akkuladung etwas niedrig
  • Beacons optisch Geschmackssache
  • mehr Beacons erhöhen Kaufpreis beträchtlich + Unterhaltskosten durch Batterien
  • 4

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Das lästige Verlegen des Begrenzungsdrahtes entfällt beim ersten Mähroboter von Ecovacs. Im Test schlägt sich das Modell für ein Erstlingswerk richtig gut, kommt aber nicht ganz ohne Beanstandung aus.

Die neuen Rasenroboter, die ohne Begrenzungsdraht auskommen, sind so etwas wie Tesla bei Autos: Sie bringen frischen Wind in die Branche und bieten Möglichkeiten, die es zuvor nicht gab – etwa OTA-Updates (Over the Air), die neuen Funktionen mitbringen. Doch die neuen Möglichkeiten bringen auch neue Probleme mit sich. Wir klären im Test, welche das (derzeit noch) sind. An anderer Stelle zeigen wir in unserer Bestenliste die derzeitigen Top-Mähroboter.

Aktuell gibt es den Goat G1 für Rasen bis 1600 qm günstiger. Man bekommt ihn aktuell (13.04.) für 1499 Euro statt 1599 Euro.

Beim Design des Ecovacs Goat G1 werden Parallelen zu Tesla ersichtlich. Dessen Fahrzeuge beruhen nämlich zweifelsohne auf dem gleichen Grundprinzip für Autos, das schon seit 100 Jahren gilt, erweitern es aber. So hat das Unternehmen von Elon Musk etwa zahlreiche Kameras hinzugefügt und setzt im Innenraum auf ein ziemlich neues, auf Touch-Bedienung über ein riesiges Display basierendes Bedienkonzept. Weiße („vegane“) Lederausstattung mit schwarzen Akzenten gibt es abseits von Tesla bei anderen Herstellern ebenfalls eher in der Luxusklasse. Ecovacs setzt bei seinem Produkt genauso auf eine Mischung aus Bewährtem und Innovation und orientiert sich sogar am gleichen Farbdesign.

Der Goat G1 verwendet ein geschlossenes Chassis, bei dem die Hauptantriebsräder, nicht aber die beiden vorderen Stützräder, zu sehen sind und nichts hervorsteht – ganz wie herkömmliche Rasenroboter. Aber Ecovacs erweitert diese typische Formgebung oben durch einen kantigen Aufsatz, der einerseits die typische Technik wie Kameras beinhaltet, die die Navigation per GPS unterstützt, und andererseits dem Mäher ein futuristisches, technisches Äußeres verleiht. Verstärkt wird dieser Eindruck durch das konsequente Schwarz-Weiß-Design des G1 – das wirkt wie bei Tesla modern, auch wenn es nicht neu ist.

Ecovacs beweist dabei Händchen und hat nicht um jeden Preis Änderungen am bewährten Prinzip von Rasenrobotern vorgenommen, sondern nur da, wo es sinnvoll ist. Denn das geschlossene, tief heruntergezogene Chassis sorgt dafür, dass der Mäher nicht an einzeln aus dem Gehäuse stehenden Elementen wie Rädern hängenbleiben kann und gleichzeitig senkt es die Gefahr, dass der Roboter Gegenstände oder Tiere überfährt. Die wird er in vielen Fällen einfach leicht anrempeln und dann als Hindernisse wahrnehmen, da das Chassis zumindest vorn als letzter Sensor bei Kontakt fungiert, sofern die Kameras potenzielle Probleme nicht schon zuvor erkannt haben.

Während das grundsätzlich noch eher konventionell und daher wenig auffällig wirkt, dürften die meisten Interessenten die kleine Stummelantenne hinten oben links auf dem Mäher schnell als außergewöhnlich erkennen. Denn sieht man die Kameras erst auf den zweiten Blick, zeigt sie zumindest etwas mit der Materie vertrauten Beobachtern, dass der Goat nicht einfach nur stumpf einem Begrenzungsdraht folgt, sondern mehr kann.

Zum Thema Verarbeitung gibt es wenig Negatives zu sagen. Der Kunststoff des Mähers macht einen ordentlichen Eindruck, das gilt für die Ladestation und auch für den Mäher selbst. Insgesamt macht alles einen langlebigen Eindruck. Nicht ganz optimal ist hingegen ein Umstand, der uns im laufenden Betrieb aufgefallen ist: Unter einer von oben zugänglichen Schutzklappe befindet sich ein kleines Monochrom-Display samt Steuerungstasten sowie die manuelle Höhenverstellung für das Schnittwerk – ganz wie bei herkömmlichen Schleifenmähern. Obwohl der Goat G1 wasserfest ist und weder Schaden durch Regen noch einen mäßigen Strahl aus einem Wasserschlauch zum Säubern nimmt, beschlug bei schlechtem Wetter der durchsichtige Kunststoff der Abdeckung, das den Blick auf das Display freigibt. Dabei schien es sich aber in erster Linie um Kondenswasser zu handeln, da das auch vorkam, wenn der Ecovacs-Mähroboter bei Regen unter einer Mähroboter-Garage stand.

Apropos Ladestation: Die kommt mit für einen Mähroboter ungewöhnlicher Form zum Käufer. Bei ihr handelt es sich nicht um eine einfache Lade-, sondern auch um eine Reinigungsstation – entsprechend weist sie eine gewisse Turm-Form auf, unter die der Roboter zumindest mit der vordersten Spitze drunter fährt. Der Grund ist einfach: Da die Kameras (nach vorn gerichtete Fischaugenoptik sowie eine Rundum-Kamera oben auf dem Mäher) für die Navigation essenziell sind, reinigt Ecovacs sie mittels beweglicher Bürsten vor jeder Mähfahrt. Das bietet derzeit kein anderer Hersteller und wirkt nicht nur technisch hochwertig und innovativ, sondern erscheint auch sinnvoll.

Bei der App handelt sich dabei um die gleiche, die der Hersteller auch für Sauger wie etwa den Ecovacs X1e Omni (Testbericht) verwendet. Unterschiede wie komplett andere Menüpunkte durch die andere Aufgabenstellung als bei einem Saugroboter werden erst nach dem Einbinden sichtbar. Die App führt den Käufer Schritt für Schritt in Text und Bild durch den Installations- und Verbindungsprozess mit dem Smartphone, Ecovacs bietet hier das Beste, was wir derzeit von GPS-Mähern kennen. Hier wird die langjährige Erfahrung mit Saugrobotern offensichtlich.

Dabei wählt der Hersteller anfangs eine Mischung aus von Schleifenmähern bekannten Schritten. So erfolgt die Wahl von Sprache und Sicherheits-PIN über die Folientasten oben auf dem Roboter, weiteren Schritte erfolgen in der für iOS und Android erhältlichen App auf dem Smartphone. Mittels Telefon und App lässt sich ganz einfach der QR-Code des Bots abscannen, der sich auf der Unterseite der Abdeckung oben auf dem Gehäuse befindet. Wichtig für die Verbindung mit der App ist laut Hersteller aktiviertes Bluetooth und die Nutzung eines auf 2,4 GHz beschränkten WLANs. Im Test funktionierte das aber auch mit einem Netzwerk, das wahlweise 2,4 und 5 GHz verwendet. Im Jahr 2023 dürften Hersteller allerdings langsam endlich mal dazu übergehen, den alles andere als neuen 5-GHz-Standard zu unterstützen!

Die App erklärt dann unter anderem die Installation der Ladestation und der Beacons, die der Mäher zur Navigation benötigt. Die Beacons sind kleine weiße Säulen (im Lieferumfang befinden sich zudem grünliche Aufkleber, falls Nutzern das im Garten auffällige Weiß nicht zusagt), die im Garten aufgestellt werden müssen, um die Navigation mittels GPS-Signal und Kameras zu unterstützen. Zwei der Signalgeber werden mit dem Roboter zusammen verkauft, weitere müssen Nutzer selbst dazukaufen. Das kann bei knapp 100 Euro pro Beacon schnell ins Geld gehen. Auf unserem mehr oder weniger quadratischen Testgrundstück (etwa 1350 m²) mit halbwegs mittig platziertem Haus wurden von einem Online-Tool des Herstellers insgesamt fünf Beacons empfohlen, die – entgegen der App, die wegen des einfachen Schnitts des Grundstücks nur je ein Beacon in den vier Ecken der Gesamtfläche empfiehlt – nicht in den Ecken, sondern scheinbar willkürlich auf dem Grundstück platziert installiert werden sollten. Einen Link zum Tool gab es zum Testzeitpunkt in der App noch nicht, den will Ecovacs an dieser Stelle aber nachliefern. Hier hätte aber auch ein Blick ins dicke und ausführliche Handbuch geholfen, das der Hersteller mitliefert.

Anmerkung: Den Test haben wir wegen Lieferschwierigkeiten der fünften Signalfackel mit vier Beacons durchgeführt. Sobald das Fünfte ankommt, werden wir hier ein kurzes Update einpflegen. Tatsächlich funktionierte die Navigation im Test trotz in der App angezeigter teilweise zu schwacher Signalstärke auf den Mähflächen überwiegend sehr gut. Einen konkreten Hinweis auf ein zu schwaches Signal bekamen wir nur zwei Mal: Einmal fuhr der Roboter – vermutlich wegen kurzzeitigem Verlust eines ausreichenden Signals - um gute 40 Zentimeter aus dem zuvor festgelegten Bereich heraus und stoppte daraufhin den Mähvorgang. Beim anderen Mal mussten wir das nachträgliche Ausklammern eines Beetes aus der Mähfläche neu beginnen, weil die App einen großen Versatz des Mähers zwischen Start- und Endpunkt feststellte, obwohl der Roboter wieder ziemlich exakt an der Ausgangsposition stand.

Tipp: Die Beacons müssen in der App durch Scan mit dem Smartphone angelernt werden. Der Abstand der Beacons zueinander sollte 45 Meter nicht übersteigen. Weitere Einschränkungen sind etwa ein Mindestabstand von 20 Zentimetern zu kleineren und 60 Zentimetern zu größeren Hindernissen, außerdem sollen die Beacons am Rand der Rasenflächen installiert werden. Was die App nicht sagt: Die Beacons sollten sich beim Anlernen am besten in der Nähe der Ladestation befinden. Ansonsten kann es vorkommen, dass man die Signalfackel, die man zuvor mittels des am unteren Ende platzierten Erdgewindes mühsam in den Boden geschraubt hat, wieder entfernen muss, um sie näher an die Station zu bringen. Und: Als größere Hindernisse gelten auch schon große Büsche oder generell viel Bewuchs. Anschließend testet die App, ob die Beacons ordentlich installiert sind – was bei uns trotz später angezeigter schwacher Abdeckung als ausreichend angesehen wurde. Tatsächlich hatten wir später im Test den Eindruck, dass mit das Wichtigste eine möglichst direkte Sichtlinie der Beacons zu weiteren Signalfackeln ist. Das stellt gerade in großen Gärten mit viel alter Flora unter Umständen ein echtes Problem dar, da so viel mehr Beacons hinzugekauft werden müssen, als man auf den ersten Blick denkt. Ist der Roboter geladen und alle Beacons sind positioniert, kann es mit dem Anlernen der Mähfläche losgehen.

Einer der größten Vorteile der neuen Mähroboter-Generation wie dem Ecovacs Goat G1 ist der Umstand, dass die mühsame Arbeit der Begrenzungsdraht-Installation entfällt. Stattdessen fährt der Nutzer den Roboter wie ein ferngesteuertes Auto mittels eines virtuellen Joysticks auf dem Smartphone-Displays einmal rund um den zu mähenden Bereich. Auch hierbei unterstützt die App vorbildlich durch Text und Bilder. Start und Zielpunkt ist dabei die Ladestation. Die Steuerung ist dabei feinfühliger als beim Marotronics Alfred (Testbericht), außerdem müssen die einzelnen Navigationspunkte der Perimeterlinie nicht manuell durch Tippen in der App gesetzt werden, sondern die Ziege (Goat = engl. für Ziege) erledigt diesen Punkt allein. Bereiche, die vom Mähen ausgeschlossen werden sollen – etwa Beete inmitten einer Rasenfläche – werden auf gleiche Weise exkludiert. Zudem lassen sich später wie bei einem Saugroboter virtuelle Grenzen setzen, wenn einzelne Bereiche des Rasens nicht gemäht werden sollen. Das kann so kein Schleifenmäher. Beim Erstellen der äußeren Begrenzungslinie sollte der Nutzer einen Abstand von rund 10 Zentimeter zur äußeren Rasenkante halten, damit sich der Roboter später nicht an zu hohen oder niedrigen Randsteinen festfahren kann.

Tipp: Die angegebenen 10 Zentimeter sollten nach Möglichkeit nicht unterschritten werden. Nach der ersten Einrichtung gibt es später noch einen Punkt im Menü des Goat G1, mittels dessen Hilfe der Roboter die äußeren Grenzen noch einmal selbständig optimiert. Dabei soll er nach Aussagen von Ecovacs mithilfe der Kameras noch einmal genau checken, ob er die durch den Nutzer gesteckten Grenzen nicht noch besser nutzen kann. In unserem Fall wurden nach der Ersteinrichtung die Grenzlinien allerdings in gefühlt rund 80 Prozent der Fläche einfach nur noch weiter nach außen verschoben, sodass das Gesamtergebnis insgesamt verschlechtert statt verbessert wurde. Beim ersten Versuch haben wir allerdings auch nach dem Motto „der kann zentimetergenau navigieren – dann soll er das auch machen!“ die 10-Zentimeter-Abstandsregel deutlich unterschritten.

Nach dem Erstellen der Mähfläche kehrt der Roboter automatisch in die Ladestation zurück und fährt anschließend auf „Entdeckungstour“, bei der er sich selbst wortwörtlich ein Bild von seiner Umgebung macht. Erst, wenn das erfolgreich abgeschlossen wurde, ist er bereit für den ersten Mähauftrag.

Die App orientiert sich insgesamt stark am bisherigen Design für die Saugroboter des Herstellers. Im Wesentlichen wird in der Mitte die Karte der Mähfläche angezeigt samt Hindernissen, Beacons, Aussparungen und Ladestation. Darüber gibt es Zugriff auf die Kameras des Bots, die eine Live-View erlauben, weitere Karteneinstellungen (hier findet man auch die bereits angesprochene Randoptimierung und virtuelle Grenzen) und die eigentlichen weiteren Einstellungen. Am unteren Rand gibt es Einstellfelder, in denen man den Roboter losschicken oder im Betrieb den prozentualen Mähfortschritt, die Akkuanzeige und mehr sehen kann. Hier darf der Nutzer auch zwischen automatischem Mähvorgang, Kantenschnitt (wird auch im Automodus nach erfolgreichem Flächenschnitt absolviert) und manueller Steuerung wählen. Außerdem dürfen hier zeitgesteuerte Mähvorgänge eingerichtet werden.

Bei der Kameraverwendung hat der Nutzer die Wahl zwischen der Rundum- und der nach vorn gerichteten KI-Kamera. Der Aufbau des Bildes dauert je nach WLAN-Stärke im Garten einige Sekunden und wurde bei uns anschließend stabil wiedergegeben. Allerdings scheint die Bildwiederholungsrate dabei nur bei 1 – 2 Bildern pro Sekunde zu liegen. Das Umschalten zwischen Haupt- und KI-Kamera funktionierte bei uns meist nicht. Ebenfalls noch ausbaufähig: Unten links gibt es in der Live-Übertragung einen Button, der nahelegt, dass der Roboter mittels Blick durch die Kamera auch von unterwegs manuell gesteuert werden könne. Das funktioniert allerdings nur per Bluetooth, andernfalls kam bei uns im Test nur eine kurze Fehlermeldung in chinesischen Schriftzeichen – ein Hinweis darauf, dass der Hersteller hier noch etwas Arbeit vor sich hat. Per Bluetooth erscheint uns diese Funktion allerdings als überflüssig, denn wegen der begrenzten Reichweite des Nahbereichsfunk sollte der Mäher dann ohnehin in Sichtweite sein. Wer will, der darf stattdessen einzelne Patrouillenpunkte setzen, die der Mähroboter automatisch abfährt. Auf Wunsch warnt er dabei erkannte Personen im Umkreis von sieben Metern und nimmt sie als Foto auf.

Im eigentlichen, als kleines Zahnrad oben rechts in der App symbolisierten Menü fällt zuerst die Angabe zur Mäh-Effizienz auf – „fein“ und „effizient“ steht hier zur Wahl. Dahinter verbirgt sich nur die Mähgeschwindigkeit, die bei „effizient“ höher ausfällt. Ansonsten gibt es hier weitere Einstellungsmöglichkeiten für den Regensensor, Tierschutz-Zeiten (!), Einstellungen zum „Hindernisvermeidungsmodus“ und einiges mehr. Der Hindernisvermeidungsmodus legt fest, wie groß Hindernisse sein dürfen, um vom ToF-Sensor (Time-of Flight) auf wenige Zentimeter Entfernung erfasst zu werden, der vorn neben der KI-Kamera positioniert ist. Die Wahl besteht hier zwischen 10, 15 und 20 Zentimetern und sollte bei einmal geschnittenem Rasen zum Schutz von Kleintieren wie Kröten, Katzen und Igeln möglichst niedrig eingestellt werden.

Das soll auch per KI und Kamera klappen. Tatsächlich erkannte die Kamera Hindernisse im Test generell verlässlich, allerdings werden derzeit neben Menschen nur Gartenschläuche, Katzen, Igel und Hunde identifiziert und wirklich als das erkannt, was sie sind. Wie bei Saugrobotern dürfte die Erkennung aber kontinuierlich verbessert und erweitert werden. Für alles andere ist bis dahin eben der ToF-Sensor zuständig. Ab Werk ist diese Erkennung derzeit auch noch abgeschaltet und wird unter der Überschrift „Laborfunktionen“ geführt. Das gilt auch für die Möglichkeit, die Mähscheibe abzuschalten, wenn Menschen im Umkreis von 7 Metern erkannt werden. Unter den „weiteren Einstellungen“ ganz unten kommt man dann zu typischen Punkten wie einem Protokoll bislang ausgeführter Arbeiten, einigen Sicherheitsfunktionen und einer Karte der Netzabdeckung durch die Beacons. Auch eine Überwachung für den Bereich der Ladestation (Ladestationswächter) kann aktiviert werden. Dann warnt der Roboter im Umkreis von 7 Metern als präventiver Diebstahlschutz erkannte Personen, dass sie gerade aufgenommen werden. Warum wir diese grundsätzlich gute Funktion trotzdem abgeschaltet haben, erklären wir später.

Was fehlt, fällt tatsächlich erst nach dem ersten Erstellen einer Mähfläche auf. Nutzer eines Schleifenmähroboters kennen das: Der Begrenzungsdraht wurde verlegt und beim ersten Mähen wird klar, dass er an einer Stelle zu weit nach innen oder außen positioniert wurde. Resultat: Gras bleibt stehen und muss regelmäßig per Hand nachgeschnitten werden oder der Roboter rutscht doch ins Beet und fährt sich fest. Entsprechend heißt es, die Erdnägel des Drahtes wieder lösen und die Führung des Begrenzungskabels anpassen – Problem geklärt. Beim Ecovacs Goat G1 geht das derzeit schlicht und ergreifend nicht. Wer hier nicht die perfekte Fläche abgesteckt hat (und das halten wir für unwahrscheinlich), muss nach derzeitigem Firmware-Stand (1.12.9) die komplette Karte löschen und neu anlegen. Das gilt übrigens auch, wenn eines der Beacons versetzt werden soll. Hier hat der Marotronics Alfred (Testbericht) klar die Nase vorn und auch der Segway Navimow soll das seit einigen Wochen besser machen. Ecovacs erklärte auf Anfrage, dass man im Laufe des Jahres eine Funktion zum Erweitern der Mähfläche nachliefern will. Ob damit auch eine kleinteilige Anpassung bestehender Flächen oder nur das Hinzufügen weiterer Rasenflächen gemeint ist, ließ der Hersteller offen. Ein Zonenmanagement (ähnlich wie die einzelnen Räume bei Saugrobotern) gibt es aktuell ebenfalls nicht.

Grundsätzlich hat uns der Ecovacs Goat G1 überzeugt. Er fährt auf freier Rasenfläche schnurrgerade Bahnen, deren Ausrichtung in der App frei bestimmt werden darf. Erkannte Hindernisse wie etwa eine mitten im Rasen steckende Wetterstation mit nur wenige Zentimeter durchmessender Stange erkannte der Roboter zuverlässig, auch ein testweise ausgelegter Gartenschlauch wurde nicht überfahren. Einem weiteren Testgerät wich er zudem immer zuverlässig aus. Im Vergleich zum Marotronics Alfred mit einer einzelnen RTK-Antenne als Referenzsignal ist zudem der Empfang und damit auch die Navigationsgenauigkeit dank der zusätzlichen Beacons auf UBW-Basis in schwieriger Umgebung konstanter. Dadurch verliert die Roboziege weder nah an Hauswänden noch bei dichter Wolkendecke oder unter dichtem Laubwerk die Verbindung – sehr gut!

Die Geschwindigkeit ist im Effizienzmodus sichtbar höher – geschätzt etwa 30 bis 50 Prozent. Gleichzeitig ist allerdings auch die Geräuschemission höher und anders. Generell hört man nicht die Mähscheibe (außer dem typischen, leisen „zwirbeln“, wenn die Halmspitzen abgesenst werden), sondern nur die Motoren, die den Roboter antreiben. Mit höherer Geschwindigkeit wird das Geräusch hochfrequenter und zusätzlich lauter. Generell ist die Arbeitslautstärke aber so niedrig, dass eine normale Nachbarschaft nicht gestört werden sollte. Nur besonders feinfühlige Naturen dürften an diesem Geräusch, das nach wenigen Metern kaum noch zu hören ist, Anstoß nehmen. Wir haben eine Geräuschmessung versucht, allerdings ist das in freier Umgebung gar nicht so einfach. In rund 1,5 Abstand haben wir im langsameren „feinen“ Modus etwa 45 Dezibel gemessen, im „effizienten“ Modus um 50 Dezibel. Allerdings muss dabei gesagt werden, dass schon recht schwacher Wind unser Schalldruckmessgerät locker auf bis zu 60 Dezibel getrieben hat und Vogelzwitschern sogar noch höher kam. Für einen bellenden Nachbarshund oder ein Mopped, das vor dem Haus vorbeifuhr, gilt das erst recht.

Das Hauptproblem ist und bleibt bei Rasenrobotern aber generell der Randbereich und davon ist auch der Goat G1 nicht ganz ausgenommen. Die Navigation erfolgt grundsätzlich zentimetergenau und zuverlässig, wer aber die Karte zu ungenau (oder knapp am Rand) anlegt, muss, Stand heute, alles neu anlernen – das ist höchst unpraktisch. Auch an anderer Stelle muss Ecovacs noch Feintuning betreiben. Ragen etwa Pflanzen in die Mähfläche, werden die wegen der guten Hinderniserkennung dank Kameras(s) als festes Objekt erkannt und der Mäher macht einen Bogen darum. Wo also ein Schleifenmäher oder der handbetriebene Rasenmäher einfach die Äste wegschiebt, wächst beim Goat G1 der Rasen höher und höher, obwohl die eigentlich gesetzte Grenze der Mähfläche längst nicht erreicht wurde. Gleiches gilt für zu hohe Grashalme.

Außerdem fehlt uns ein Nachtmodus – aus zwei Gründen. Einerseits leuchten LEDs an der Ladestation farbig, was nachts einfach stört. Andererseits nervt der Roboter mit minütlichem verbalem Hinweis, dass die Kameraaufnahme aktiviert ist, sofern der Ladestationswächter eingeschaltet wurde - auch, wenn niemand erkannt wird. Da hilft nur das Deaktivieren aller Sprachansagen – oder wie in unserem Fall das Deaktivieren des Wächters-Modus. Der Grund für die nervigen Sprachansagen zur Kamera soll übrigens der Datenschutz sein, aus unserer Sicht hätte man das aber auch sinnvoller umsetzen können – etwa mit entsprechender Ansage nur dann, wenn tatsächlich Menschen erkannt wurden.

Nach Herstellerangaben kann der Goat G1 zudem derzeit keine Korridore durchqueren, die schmaler als 1 Meter sind. Bei uns wurde diese Breite bei Erstellung der Mähfläche mutwillig unterschritten, der Mäher konnte trotzdem beide damit verbundene Rasenflächen erreichen. Grundsätzlich sollte Ecovacs aber generell für eine verlässliche Nutzung von schmalen Korridoren sorgen – denn genau das ist häufig das Nogo bei „dummen“ Schleifenmähern, die ebenfalls teils enorme Durchgangsmindestbreiten von Engstellen fordern.

Übrigens: Für besonders große Gärten, für die die WLAN-Abdeckung nicht reicht, bietet Ecovacs optional ein SIM-Modul an.

Der eingebaute Akku des Ecovacs Goat G1 reicht im „effizienten“ – also schnelleren – Modus für rund 150 Quadratmeter am Stück, sofern es sich nicht einfach nur um einen simplen, rechteckigen Rasen handelt. Anschließend fährt das Gerät selbstständig zurück zur Ladestation und lädt. Das dauert um vier Stunden. Anschließend setzt die Roboziege ihr Werk fort und erreicht so irgendwann theoretisch die angegebenen 1600 Quadratmeter, die der Hersteller als Obergrenze für die Rasengröße angibt. Da der Mäher so aber etliche Tage (in der eingestellten Tierschutzzeit fährt er zu Recht nicht) brauchen würde, empfehlen wir eher eine deutlich kleinere Rasenfläche. Je nach Verwinkelung der Fläche sollte die dann unserer Meinung nach eher 600 bis 1000 Quadratmeter nicht übersteigen.

Der Ecovacs Goat G1 kostet in der UVP des Herstellers 1599 Euro. Wer mehr als die im Lieferumfang enthaltenen zwei Beacons benötigt, muss noch einmal knapp 100 Euro pro Stück dazurechnen. Das SIM-Modul kostet ebenfalls extra.

Aktuell gibt es den Goat günstiger. Man bekommt ihn für 1499 Euro statt 1599 Euro.

Der Ecovacs Goat G1 (oder doch eher „die“ Goat, weil „Ziege“?!) macht viel mehr richtig, als er falsch macht. Und das Beste daran: Das, was er derzeit falsch macht, sollte sich durch ein paar Software-Updates beheben lassen – Besitzer von Schleifenmäher dürften bei diesen Zeilen mangels ähnlicher Funktionalität laut aufheulen. Zu den größten Problemen des Modells gehört unserer Einschätzung nach eine (derzeit) fehlende Anpassungsmöglichkeit für eine einmal erstellte Mähkarte. Dadurch verliert der GPS-Mäher seinen größten Vorteil – nämlich mehr Komfort bei weniger (Einrichtungs)Arbeit und die Flexibilität, auf Veränderungen im Garten schnell und einfach reagieren zu können.

Hinzu kommen Kleinigkeiten wie ein fehlender Nachtmodus, ständiges Rumgeplärre bei aktiviertem Kameraüberwachungsmodus selbst ohne tatsächliche Erkennung von Personen und für manche vielleicht noch die Möglichkeit, dass die Schnitthöhe nur manuell am Mäher zwischen 20 und 60 Millimeter eingestellt werden darf. Zudem halten wir die angegebene Rasengröße von bis zu 1600 m² für optimistisch. Bleibt noch der Preis, der im Vergleich zu Schleifenmähern hoch ist und durch eventuell benötigte weitere Beacons weiter steigt. Im Vergleich zur aktuellen Konkurrenz halten wir ihn aber für vertretbar – GPS-Mäher sind derzeit einfach noch vielfach Beschäftigungsfeld für Early Adopter und werden erst mit der Zeit günstiger werden. Mit schickem Design, gutem Schnittbild und toller App können wir trotz der angesprochenen Nachteile verstehen, warum der Ecovacs Goat G1 derzeit oftmals ausverkauft ist.

Die Beacons selbst hingegen, die wir anfangs wegen des Batteriebedarfs (3x LR20) pro Jahr als Störfaktor empfunden haben, stellten sich im Alltag als Heil und Verderben für den Goat gleichermaßen heraus. Denn auch wenn das Aussehen natürlich Geschmacksache ist: Uns stört das nicht und die Signalfackeln bringen der Roboziege stattdessen einen spürbaren Vorteil bei der Signalstabilität im Vergleich zu anderen RTK-Mähern ohne Beacons. Allerdings brauchen Besitzer von Gärten mit gewachsenem Pflanzenbewuchs deutlich mehr Beacons, als es auf den ersten Blick scheint, da dieser die Signalstärke spürbar reduziert. Wir empfehlen den Goat daher nur für Besitzer kleinerer, am besten übersichtlicher Gärten - ansonsten wird es teuer!

Ein Wort noch zum Status der Software: Zwar raten wir unseren Lesern generell, sich nicht auf Zukunftsversprechungen von Herstellern zu verlassen, welche Features die irgendwann noch bringen wollen. Bei Ecovacs sind wir aber aus Erfahrung mit den Saugrobotern des Herstellers guter Hoffnung, dass das Unternehmen die wichtigsten Fehlstellen noch ausfüllen wird. Dass der Goat wie Bananen erst beim Kunden reift, muss man nicht gut finden. Leider machen das aber die meisten Hersteller heute so. Wer sich an den genannten Problemen des Mähroboters stört und sich nicht auf Versprechungen verlassen will, sollte mit dem Kauf noch warten. Alle anderen bekommen mit dem „Erstlingswerk“ G1 ein ordentliches Produkt mit einem (für die gebotene Leistung!) guten Preis.

Weitere Informationen zu Mährobotern mit Begrenzungsdraht und ohne Begrenzungskabel (Ratgeber) haben wir in gesonderten Ratgebern zusammengefasst. Außerdem zeigen wir in einem weiteren Artikel, welches Zubehör für Mähroboter sinnvoll ist. In unserer Bestenliste der Mähroboter ohne Begrenzungsdraht stellen wir die Geräte gegenüber.

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