Externe SSD im Test: WD My Passport Wireless SSD
Kai kommt ursprünglich aus dem PC- und Komponentenbereich und hat dort viele Jahre als schraubender, freier Journalist und später leitender Redakteur verbracht. Zurück im freien Journalismus erweitert der überzeugte Ruhrpottler nun seinen Horizont um mobile Themen und beginnt als einer der letzten…
WDs 500 GByte große WD My Passport Wireless SSD ist weit mehr als nur ein externer Speicher. Sie funkt optional über WLAN, übernimmt dank Plex- und DLNA-Server grundlegende multimediale Aufgaben und integriert einen Kartenleser.
In den letzten Wochen sind bereits folgende SSD-Einzeltests erschienen:
Im Vergleich zu anderen, externen SSDs erscheint die WD My Passport Wireless auf den ersten Blick als ein ganz schöner Brocken. Das hat jedoch seinen guten Grund, denn funktional hat das Laufwerk weitaus mehr zu bieten als nur schnellen, Flash-basierten Speicher und ist in dieser Form ein derzeit einzigartiges Produkt. Das Modell kommuniziert nicht nur über einen regulären USB-3.0-Anschluss mit dem PC, sondern funkt auch im 2,4- oder 5-GHz-Band und dank eines eingebauten 6700-mAh-Akkus arbeitet der Testkandidat auf Wunsch auch unterwegs. Angesichts der Akkukapazität und des gemessenen Stromverbrauchs von 3,3 W (Leerlauf, nicht Standby) sowie maximal 4,1 W (Schreiben von Daten über eine WLAN-Verbindung) hält die My Passport Wireless SSD in Abhängigkeit von der Nutzungsintensität locker einen Arbeitstag lang durch. Über den USB-Anschluss ist auch das Laden eines Smartphones möglich. Obendrein gibt es spezielle Multimedia-Features, welche das Modell in die Nähe eines Einsteiger-NAS rücken.
Dem trägt das Gerät natürlich im Hinblick auf die Maße (135 x 135 x 30 mm) und das Gewicht (knapp über 440 g) Rechnung. Im Inneren arbeitet eine 2,5-Zoll-SSD, dabei handelt es sich laut Crytsal Disk Mark um ein Modell aus Sandisks X600-Baureihe. Ein dicker, weicher Gummirahmen umgibt das Kunststoffgehäuse und sorgt dafür, dass die SSD laut Herstellerangabe einen Fall aus bis zu einem Meter übersteht.
An der Oberseite bringt WD Status-LEDs für WLAN- und SSD-Aktivität sowie vier Leuchtdioden zur Anzeige des Akku-Ladestatus unter. Ein Aufkleber mit dem später via Software änderbaren WLAN-Passwort erleichtert die initiale Einrichtung. Zu den Besonderheiten zählt eine vergleichsweise üppige Schnittstellenvielfalt, drunter ein SD-Kartenleser an der linken Seite, der über die Browser-basierte Nutzeroberfläche die Datenübertragung ermöglicht – entweder per Knopfdruck oder aber automatisch beim Anschließen des Speichermediums. Gleiches gilt für den USB-2.0-Port an der Rückseite. Verschieden Funktionen vereint der daneben liegende, als Micro-B-Anschluss umgesetzte USB-3.0-Port. Er dient einerseits zum direkten Anschluss an einen PC oder ein Notebook, um die höchste Kopierleistung beim Lesen und Schreiben abrufen zu können. Andererseits fungiert er als Stromanschluss: WD liefert nicht nur ein von Steckerspitze zu Steckerspitze 47 cm messendes Anschlusskabel mit, sondern auch ein externes Netzteil. Für den dauerhaften Anschluss an eine Steckdose hätte das Kabel allerdings länger ausfallen dürfen.
Neben einem Ein-/Aus-Taster findet sich hier zudem ein Multifunktions-Button. Dieser dient zur Anzeige des Ladezustands des internen Akkus, zum Starten eines WLAN-Kopplungsvorgangs über WPS zwischen externer SSD und heimischem Router oder zum Start des Backups von einer angeschlossenen SD-Karte.
Das im NTFS-Dateisystem vorformatierte Laufwerk ist in verschiedenen Kapazitätsklassen erhältlich und verfügt über eine zweijährige Herstellergarantie. Die Preise für vorliegende 500-GByte-Modell beginnen bei knapp unter 250 Euro, eine Dateiverschlüsselungsfunktion gibt es nicht.
Die Browser-basierte Einrichtung der WD My Passport Wireless SSD verläuft selbsterklärend. Nach dem Einschalten ist das Gerät im 2,4- und 5-GHz-Frequenzband erreichbar. Im Anschluss an das Verbinden mit dem entsprechenden WLAN und dem Aufrufen der Geräte-IP-Adresse im Browser bietet das Gerät verschiedene, grundlegende Einstelloptionen sowie eine Möglichkeit zur Kopplung mit dem heimischen WLAN-Router, wodurch es für alle Geräte im Netzwerk über https:/mypassport oder aber die lokale, vom Router vergebene IP-Adresse erreichbar ist. Nach dem Aus- und erneuten Anschalten musste die Verbindung zum lokalen Router im Testverlauf jedoch immer wieder von Hand hergestellt werden. Einige der Einstellungen der Wireless SSD stehen nur bei direktem Zugriff auf deren eigenes WLAN zur Verfügung, auch dann besteht jedoch eine Verbindung zum Internet.
Über die grafische Nutzeroberfläche kann der Anwender Netzwerkeinstellungen vornehmen und den WLAN-Namen sowie Zugangsschlüssel ändern, ein Administratorpasswort vergeben, Support-Links aufrufen, nach Firmware-Updates suchen, einen Stromsparmodus für den Batteriebetrieb aktivieren und vor allem die Zusatzfunktionen aktivieren. Dazu zählen etwa die Aktivierung des SSH- und FTP-Zugriffs, aber auch das Scharfstellen des DLNA-Servers (Twonky) zum Streamen multimedialer im Heimnetz sowie die Konfiguration des Plex Medienservers, zu dessen Installation das Gerät bereits im Rahmen der ersten Einrichtungsschritte aufruft. Achtung: Es kann nur einer der beiden Medienserver gleichzeitig aktiv sein.
Beim direkten Anschluss via USB-Kabel steht die WD My Passport Wireless SSD sofort als externes Laufwerk zur Verfügung. Der volle Funktionsumfang verlangt allerdings nach der Installation zusätzlicher Software, die sich bereits auf dem Laufwerk befindet. Dazu zählen ein Treiber sowie das Sicherungs-Programm WD Backup, das beim Direktanschluss an einen PC mittels Kabel eine Sicherung erlaubt – sowohl unter Berücksichtigung eines definierbaren Zeitplans, als auch bestimmter Ordner auf dem Rechner. Weitgehend sinnfrei ist hingegen das Tool WD Access, das eigentlich eine einfache Kopiermöglichkeit auf die SSD bieten soll, wenn dieser über WLAN mit dem PC verbunden ist. Der Grund: Microsoft hat mit der Version 1709 von Windows 10 aus Sicherheitsgründen die Unterstützung des veralteten SMBv1-Protokolls standardmäßig deaktiviert, wenngleich dieses immer noch über den Bereich der optionalen Features des Betriebssystems aktivierbar ist, so etwa durch das Drücken der Windows-Taste und R und die anschließende Eingabe des Befehls optionalfeatures. Empfehlenswert ist diese Einbindungsart des Laufwerks über das Netzwerk aber nicht. Laut eigener Angaben plant WD nicht, die SMBv2-Kompatibilität per Firmware-Update nachzureichen. Ein möglicher Workaround für PC-Nutzer besteht in der Aktivierung des FTP-Servers auf der WD My Passport Wireless SSD. Dadurch ist die Integration des Laufwerks unter Windows möglich, um Kopiervorgänge bequem per Drag-and-Drop zu erledigen.
Einfacher gelingt der kabellose Datenaustausch via WLAN mit dem Smartphone: Die WD My Cloud App für Android und iOS ist einfach und selbsterklärend aufgebaut, erlaubt das Abrufen von Inhalten auf der SSD sowie die Datenübertragung vom Smartphone auf das Gerät und ist auch für Laien intuitiv bedienbar.
Gemessen daran, dass es sich bei der WD My Passport Wireless SSD nicht um ein ausgewachsenes NAS-System handelt, ist die Plex-Unterstützung ein überraschender Bonus und erlaubt das Streamen von Fotos, Musik und Videos im lokalen Netzwerk. Allerdings sollten die Inhalte in der passenden Auflösung auf dem Speicher abgelegt werden, denn eine Transcoding-Funktion gibt es nicht. Bis zu welcher Auflösung und bei der Verwendung welcher Codes die Übertragung bandbreitenhungriger Videos möglich ist, hängt nicht zuletzt von der Verbindungsqualität des lokalen WLAN ab. Mit den von WD auf der SSD vorinstallieren MP4-Testdatein in Full-HD-Auflösung sowie einigen MP3-Musikstücken funktionierte das alles problemlos. Allerdings unterstützt das Gerät nur das IPv4- statt des moderneren IPv6-Protokolls, somit ist es für die meisten Nutzer nicht möglich, das Gerät auch außerhalb des lokalen WLAN und beispielsweise von unterwegs aus dem Mobilfunknetz zu erreichen.
Gemessen an den reinen Leistungswerten der übrigen, externen SSDs im aktuellen Testfeld arbeitet WDs My Passport Wireless SSD vergleichsweise gemächlich. Für die regulären Benchmarks schließen wir die My Passport Wireless über das USB-3.0-Kabel direkt an einen PC an. Zusätzliche Messwerte unter Verwendung der WLAN-Anbindung gibt es weiter unten. Im Crystal Disk Mark schreibt das Modell mit bei Queue-Tiefen von 32 und 1 mit einem maximalen Datendurchsatz von 327,0 und 298,8 MByte/s und somit immer noch schneller als herkömmliche, mechanische Festplatten. Beim Lesen belaufen sich die entsprechenden Werte auf 341,8 sowie 313,5 MByte/s. Demgegenüber konnte die SSD in einem zusätzlichen Robocopy-Kopiertest mit bis zu 389,0 MByte/s schreiben. Die I/O-Performance ist mit Werten von bis zu um 4500 (Lesen) und 6600 IOPS (Schreiben) gering. Als Systemlaufwerk eignet sich das Modell konzeptionsbedingt aber ohnehin nicht, so dass diesen Messwerten keine große Bedeutung beizumessen ist.
WD My Passport Wireless SSD (500 GByte): Crystal Disk Mark v6.0.2 x64 | |
seq. Read QD32 | 341,8 MByte/s |
seq. Write QD32 | 327,0 MByte/s |
seq. Read QD1 | 313,5 MByte/s |
seq. Write QD1 | 298,8 MByte/s |
4K Rd. Read QD1 | 4276 IOPS |
4K Rd. Write QD1 | 6612 IOPS |
4K Rd. Read QD32 | 4595 IOPS |
4K Rd. Write QD32 | 6676 IOPS |
Das gilt auch für die der Vollständigkeit halber aufgeführten IOMeter-4K-Random-Tests mit 32- und einfacher Anfragetiefe: Hier liefert WDs funktionsreiche, externe SSD in allen Durchläufen um 6000 IOPS, was auch für die Mixed-Workload-Benchmarks mit 70-prozentigem Lese- und 30-prozentigem Schreibanteil gilt.
WD My Passport Wireless SSD (500 GByte): IOMeter | |
4K Rd. Read QD1 | 5828 IOPS |
4K Rd. Write QD1 | 6633 IOPS |
4K Rd. Read QD32 | 6311 IOPS |
4K Random Write QD32 | 6666 IOPS |
Temperaturprobleme sind dem Testkandidaten völlig fremd: In sämtlichen Dauertests (15 Minuten) kann die WD dauerhaft die volle Leistung abrufen, die sich in IOMeter auf demselben Niveau wie im Crystal Disk Mark befindet. Eine zusätzliche Cache-Beschleunigung ist nicht zu erkennen. Zwar gibt das Laufwerk keinen Sensor-Wert bezüglich der Temperatur aus, angesichts der konstanten Leistung selbst bei 27,2 °C Umgebungstemperatur ist das aber auch nicht nötig.
Die durchschnittliche Leseleistung liegt bei 338,7 (QD32) beziehungsweise 307,6 MByte/s (QD1), die Schreibleistung hingegen bei 326,9 (QD32) und 290,7 MByte/s (QD1).
Für Privatanwender reicht die Kopierleistung im 5-GHz-Frequenzband aus, um ein paar Fotos oder Musikdateien vom Smartphone auf die SSD zu übertragen, nicht hingegen zum Kopieren großer Videos oder einer umfangreichen Bibliothek hochauflösender RAW-Aufnahmen. Einen kabellosen Robocopy-Schreibvorgang einer 5 GByte großen ISO-Datei aus einem Meter Entfernung absolvierte die WD My Passport Wireless SSD mit durchschnittlich 19,0 (5-GHz-Band) beziehungsweise 4,5 MByte/s (2,4-GHz-Band). Zu reinen Messzwecken kam dabei das manuell in Windows 10 aktivierte SMBv1-Protokoll zum Einsatz. Unter Realbedingungen, die meist eine größere Entfernung zwischen Datenquelle und empfangender SSD und vielleicht sogar die Überbrückung einer oder mehrerer Wände vorsehen, fällt die Übertragungsleistung dementsprechend geringer aus. Auch ein reger WLAN-Verkehr der Nachbarn kann die eigenen Resultate mindern, daher sind die Testresultate in diesem Abschnitt nicht mehr als ein grober Richtwert. Je nach lokalen Gegebenheiten ist dem langsameren, aber reichweitenstärkeren 2,4-GHz-Frequenzband der Vorzug zu geben, um eine große, räumliche Distanz zu überbrücken.
Ambitionierte Anwender setzen lieber auf den SD-Karten-Slot oder den externen USB-Anschluss. Die Kopierleistung über die externen Schnittstellen ist nur grob über praxisnahe Tests einzuordnen. Der SD-Kartenleser importiert eine 5 GByte große Testdatei in etwa 1,5 Minuten in den automatisch erstellten Ordner SD Card Imports, hier erreicht das Gerät also rund 60 MByte/s. Demgegenüber arbeitet der externe USB-2.0-Port langsamer: Die Datei wandert in knapp unter 3,5 Minuten in den Ordner USB Imports, das entspricht einer Übertragungsrate von etwas mehr als 26 MByte/s.
WD ist der einzige Kandidat im Testfeld, der seine externe SSD auch als kleines 250-GByte-Modell anbietet. Neben der getesteten 500-GByte-Version stehen Exemplare mit 1 und 2 TByte zur Verfügung.
WDs My Passport Wireless SSD kann weit mehr, als die Produktbezeichnung preisgibt. Das Gerät funkt im WLAN, stellt einen DLNA-Server zum Streamen von Multimedia-Dateien im Netzwerk zur Verfügung und verwendet Plex, um Musik, Videos und Bilder im lokalen Netzwerk über die gewohnt aufgeräumte Nutzeroberfläche der App abzurufen. Außerhalb des lokalen Funknetzwerks ist die ansonsten überraschend vielseitige, externe SSD jedoch mangels IPv6-Unterstützung nicht zu erreichen.
Im Hinblick auf die Datenübertragungsleistung bricht WD mit dem Modell selbst beim direkten Anschluss an einen PC oder ein Notebook keine Geschwindigkeitsrekorde, ist aber allemal schneller als jede externe SSD, zumal selbst bei Dauerkopiervorgängen kein thermisch bedingter Leistungsabfall eintrat. Ein ordentlich dimensionierter, integrierter Akku ermöglicht den mobilen Einsatz. Das alles sorgt dafür, dass das Modell deutlich größer und schwerer ausfällt als andere, externe SSDs. Diese integrieren aber auch nicht annähernd dieselbe Funktionsvielfalt. Dazu trägt auch die gute Konnektivität bei: Zum Anschluss externer Speichermedien integriert die My Passport Wireless SSD einen USB-2.0-Port und einen SD-Kartenleser, Sicherungen vom Speichermedium auf das NAS erfolgen wahlweise automatisch oder per Knopfdruck. Die Datenübertragung via WLAN geht naturgemäß deutlich langsamer vonstatten als über den zusätzlichen USB-3.0-Anschluss zur direkten Anbindung an einen PC, ermöglicht dafür aber auch die direkte Kommunikation mit dem Smartphone über eine übersichtlich gestaltete App.
An einigen Punkten ist die Einrichtung und Verwendung entsprechend der voranstehenden Anmerkungen etwas hakelig und könnte durch ein erneutes Firmware-Update eines ansonsten spannenden Produkts sicherlich noch einmal verbessert werden, letztlich bedient WD mit seiner vielfältigen, externen SSD aber eine ganz eigene Marktnische.