Oppo Reno 4 Pro im Test: Spitzen-Smartphone für 500 €
Stefan schrieb schon während seines Studiums für ein kleines Printmagazin im Ruhrpott Spieletests und kam durch glückliche Fügung nach Berlin. Dort arbeitete er anfangs als Redakteur, später als leitender Testredakteur fast 15 Jahre bei Areamobile. Für Heise Bestenlisten testete er bis 2025 auch Saug- und Mähroboter, Lautsprecher, Modellflugzeuge sowie allerhand andere technische Spielereien.
Oppo ist hierzulande kaum bekannt, dabei bieten einige Modelle echte Spitzenleistung. Das Oppo Reno 4 Pro kommt etwa mit 12/256 GByte Speicher, tollem OLED-Screen und Flagship-Kamera.
Oppo, Vivo, Realme – alles chinesische Marken, die frisch auf dem deutschen Markt gekommen sind und sich ein Stück aus dem Huawei-Kuchen herausschneiden wollen. Dank toller Technik und schickem Design klappt das tatsächlich auch sehr gut. Wenn dann noch der Preis stimmt, freuen sich Hersteller und Kunde.
Bei Oppo ist das allerdings etwas anders. Für das Oppo Reno 4 Pro verlangt der Hersteller satte 799 Euro in der UVP – und das, obwohl kein Spitzenchipsatz, keine IP68-Zertifizierung und kein kabelloses Laden mit dabei sind. Im Test zeigen wir, warum sich der Kauf trotzdem lohnt.
Schick ist es, das Oppo Reno 4 Pro, da wird es wohl wenig Gegenrede geben. Mit nur 7,6 Millimeter Bautiefe ist das Smartphone richtig dünn und auch die restlichen Maße von 160 × 72,5 Millimeter sind für ein Gerät mit 6,5-Zoll-Display moderat. Zudem wiegt das Gerät gerade einmal 172 Gramm – bei den ganzen Schwergewichten mit 200+ Gramm fällt das sehr positiv auf. Hinzu kommt eine wertige Materialanmutung. Der Rahmen mit seinen schicken Abschrägungen an Stirn- und Fußseite besteht aus Aluminium, Front und Rücken sind gegen Kratzer mit Gorilla-Glas 5geschützt. Wegen der seitlichen Rundungen, die für ein Edge-Display ziemlich sanft ausfallen, ist der Rahmen an den Seiten sehr schmal und das Smartphone wirkt noch einmal graziler.
Hinzu kommt eine schicke Rückseite mit mattem Finish und Farbverlauf. Unser blaues Testgerät changiert daher je nach Lichteinfall zwischen mittlerem Blau und Türkis. Dank der matten Oberfläche sind Fingerabdrücke und sonstige hässliche Fettablagerungen kein Thema. Gekrönt wird der tolle Gesamteindruck von der sehr guten Verarbeitung. Die Übergänge der unterschiedlichen Materialien sind nur minimal zu spüren, scharfe Kanten gibt es nicht. Einzige Ausnahme bildet hier die Schutzfolie, die ab Werk auf dem Bildschirm klebt. Sie lässt sich problemlos entfernen. Die seitlich in den Rahmen eingebetteten Tasten sitzen fest und wackelfrei, Druckpunkt und Tastenhub sind vorbildlich.
Zusammen mit dem gleichmäßig schmalen Rahmen ums Display, der Punchhole-Notch und dem schicken Design gehört das Oppo Reno 4G aktuell zu den hochwertigsten Modellen am Markt. Schade, dass der Hersteller als Schutz gegen Wasser und Staub nur IP54 wählt. Ein kurzer Regenguss wird so nicht zum Problem, ins Wasser fallen darf das Gerät aber nicht.
Der Screen bietet eine Diagonale von 6,5 Zoll. Bei einer Auflösung von 2400 × 1080 Pixel ergibt das eine Bildschärfe von knapp über 400 ppi (Pixel pro Zoll), das ist scharf. Zudem brilliert das Display dank OLED-Technik mit starken Kontrasten, hervorragendem Schwarzwert und auf Wunsch kräftigen Farben. In der Voreinstellung ist die Farbwiedergabe recht natürlich. Klasse ist die Helligkeit: Sind rund 420 cd/m2 im manuellen Modus noch wenig beeindruckend, sind es die gemessenen 750 cd/m2 im Automatikmodus durchaus. Im Verbund mit der OLED-typisch sehr guten Blickwinkelstabilität haben Nutzer keinerlei Probleme, Inhalte selbst bei direktem Sonnenlicht abzulesen.
Gut gefallen hat das Displays im Oppo Reno 4 Pro: Der Bildschirm hat eine Bildwiederholungsrate von 90 Hertz, stellt bewegte Inhalte also flüssiger als Modelle mit 60 Hertz dar. Dazu kommen das Always-on-Display des Smartphones und seine generellen Einstellungsmöglichkeiten für die Anzeige als Pluspunkt.
Oppo verzichtet auf Datenblatt-Aufhübscherei mit Makro- oder Tiefensensor und baut eine ehrliche Triple-Cam in das Reno 4 Pro ein. Sie besteht aus der Hauptlinse mit 48 Megapixel, optischem Bildstabilisator und f/1.7-Blende, Weitwinkel mit 12,2 Megapixel und f/2.2 sowie Telelinse mit 13 Megapixel und f/2.4. Vorn kommt eine Optik mit 32 Megapixel zum Einsatz.
Die Qualität der Hauptkamera überzeugt. Bildschärfe, Detailgrad, Farbwiedergabe und Bildrauschen liegen alle auf sehr starkem Level, außerdem ist die Bilddynamik sehr gut. Damit liegt die Hauptkamera des Reno 4 Pro auf Spitzenniveau. Das gilt mit nur leichten Abstrichen auch bei schlechten Lichtbedingungen, hier sind aber manche hochpreisigen Konkurrenten noch eine Spur besser, zum Beispiel das Huawei Mate 40 Pro (Testbericht) . Zu Tele- und Weitwinkellinse gibt es leider einen leichten Qualitätsabfall, außerdem ist die Abstimmung der einzelnen Linsen untereinander nicht perfekt. Das resultiert darin, dass etwa die Telelinse Aufnahmen heller und farbärmer in den Speicher bannt – das sollte bei einem Smartphone der gehobenen Preisklasse eigentlich nicht passieren. Insgesamt ist die Bildqualität bei den Zusatzlinsen immer noch gut, sie kommen aber nicht an die Qualität der Hauptlinse heran. Leidtragende sind in erster Linie Bildschärfe und Bilddynamik.
Ähnliches gilt für die Frontkamera. Sie liefert zwar insgesamt sehr ansehnliche Bilder, wirkt aber einen Tick zu fischaugig und die Bildschärfe dürfte ebenfalls höher sein. Bei Videos liefert die Hauptkamera ordentliche, aber keine überwältigenden Ergebnisse. Das liegt auch daran, dass bei 4/30 Schluss ist und dadurch Schwenks nie scharf sind. Die Bildstabilisierung ist ebenso wie die sonstige Bildqualität ansonsten im oberen Drittel der Smartphone-Range angeordnet und passt daher zum Preis.
Die Qualitätsanmutung des Oppo Reno 4 Pro ist hervorragend, das Display klasse und zumindest die Hauptkamera auf Spitzenniveau – kann hier die restliche Ausstattung mithalten? Überwiegend ja, aber nicht in allen Fällen. Leichte Abstriche müssen Anwender beim Chipsatz machen. Denn trotz der restlichen Ausstattung von 12 GByte RAM (!) und 256 GByte internem Speicher setzt der Hersteller nicht auf den Spitzenchip Snapdragon 865(+), sondern “nur” auf einen Snapdragon 765G. Die acht Kerne des Chips takten mit bis zu 2,4 GHz, eine Adreno 620 sorgt für ausreichende Alltags-Performance. Für Gaming bietet der Chips mit G im Namen ein paar Vorteile, die für mehr Leistung und schnellere Ladezeiten im Vergleich zum gleichen Chip ohne G sorgen sollen.
Insgesamt sind damit die meisten Spiele flüssig spielbar, für einige wenige Ausnahmen wäre dann aber doch ein Chip der 8er-Reihe wünschenswert gewesen – auch mit Blick auf die aufgerufene UVP des Reno 4 Pro. Multitasking ist bei der Menge an Speicher wenig überraschend kein Problem, in Benchmarks wirkt sich das hingegen kaum positiv aus. In PCmark Work 2.0 etwa erreicht das Gerät rund 7900 Punkte, das ist in etwa auf dem Niveau anderer Smartphones mit Snapdragon 765G. Gleiches gilt für Antutu, hier erreicht das Modell etwa 330.000 Punkte.
Davon abgesehen bietet das Reno 4 Pro ein umfassendes Technikpaket mit WLAN ac, Bluetooth 5.1, Ortung mittels GPS, Glonass, Beidou, Galileo und QZSS sowie LTE und 5G. Einsparungen findet man stattdessen im Detail. So kommt der üppige interne (nicht erweiterbare) Speicher nur auf UFS-2.1-Tempo, Wifi 6 fehlt und der USB-C-Port bietet nur 2.0-Standard. Dafür gibt es Dual-SIM-Fähigkeit und Stereolautsprecher. Sie sind laut und kräftig, die Konkurrenz ist hier aber bisweilen noch eine Spur besser. Klasse umgesetzt ist der Fingerabdrucksensor im Display. Er arbeitet mit leichtem Druck schnell und zuverlässig.
Die Nutzeroberfläche Color OS 7.2 liegt über Android 10, ein Update auf Android 11 gab es bislang noch nicht. Der Sicherheits-Patch ist mit Stand Dezember 2020 ziemlich aktuell. Im Vergleich zu früher hat sich Oppo bei der Update-Versorgung verbessert und bringt inzwischen regelmäßig Patches. Die Oberfläche Color OS bietet etliche Zusatzfunktionen, wirkt dabei aber nicht überladen, sondern modern. Viel Bloatware gibt es auf dem Reno 4 Pro nicht.
Die 4000 mAh des eingebauten Akkus klingen nicht sonderlich beeindruckend und entsprechend wundert es auch nicht, dass das Oppo Reno 4 Pro kein Langläufer ist. Dennoch erreicht das Smartphone bessere Ausdauerwerte als mancher Konkurrent mit stärkerem Akkupack. So kommt das Gerät im Battery Test von PCmark bei 200 cd/m2 auf fast 9 Stunden mit aktivem Bildschirm und einer Helligkeit von 80 bis 20 Prozent – das ist bei aktivierter 90-Hz-Funktion des Bildschirmes ein durchaus ordentlicher Wert. Das gute Benchmark-Ergebnis bestätigte sich im Test. Übertragen auf den Testalltag ist das Gerät auf jeden Fall für einen, bei minimaler Einschränkung auch für zwei Tage ohne externe Stromzufuhr gut.
Etwas schade bei dem aufgerufenen Preis: Kabelloses laden gibt es nicht. Dafür bietet das Reno 4 Pro ein anderes Highlight: Schnellladen mit satten 65 Watt. Damit lädt das Gerät in kaum mehr als einer halben Stunde wieder voll und Zwischenladen gleicht einem Spurt von Usain Bolt in seinen besten Tagen. Das ist beeindruckend.
Es klang bereits an: Die UVP des Smartphones liegt bei stolzen 799 Euro, der Straßenpreis ist aber inzwischen deutlich niedriger – solange es nicht die neuere Farbvariante Green Glitter sein muss. Ansonsten stehen Blau und Schwarz zur Wahl, technisch unterschiedliche Varianten gibt es nicht.
Das Oppo Reno 4 Pro ist ein richtig tolles Smartphone, dem man nur wenig vorwerfen kann. Größter Kritikpunkt ist der Preis: 799 Euro UVP für einen Hersteller, der hierzulande noch keinen Namen hat, außerdem kein Wireless Charging, kein IP68 und kein Spitzen-Chipsatz? Das ist einfach zu viel. Anders sieht das bei dem Straßenpreis aus, auf dem sich das Gerät inzwischen eingependelt hat. Der liegt mehr oder weniger deutlich unter 600 Euro, selbst Angebote knapp unter 500 Euro gab es bereits.
Dafür erhalten Käufer ein absolut schickes Smartphone, das darüber hinaus mit tollem Display, extrem viel Speicher, spitzenmäßiger Hauptkamera mit guten Zusatzobjektiven und einem extrem schnell ladenden Akku überzeugt. Konkurrenz für das Gerät sind Modelle wie das Oneplus 8T (Testbericht) oder das Oppo Find X2 Pro (Testbericht) aus eigenem Hause. Modelle wie das Xiaomi Poco F2 Pro (Testbericht) zeigen, dass Modelle mit Spitzenchipsatz deutlich günstiger sein können.