ANC-Kopfhörer unter 100 Euro: Das können die Budget-Modelle
Philipp hat seinen beruflichen Werdegang als Praktikant in einer Werbeagentur begonnen und ist mit verantwortlich für das Design von Bierdeckeln, Werbetafeln und einem Fan-Bus eines großen Fußballvereins. Danach folgte der erste Schritt zum Journalismus: Ein Volontariat bei PC-Zeitschriften, die heute kaum noch jemand kennt - PC Direkt und PC Professionell. Dann folgte ein mehrjähriger Ausflug in die Welt des Marketings, PR-Arbeit und Qualitätsmanagement in einem mittelständischen Handelsunternehmen.
Seit 2015 ist Philipp bei Heise im Team von Bestenlisten aktiv. Hier bringt er auch seine privaten Interessen ein und deshalb für Drohnen, Laser, Balkonkraftwerke, Powerstations und zahlreiche China-Gadgets wie Handwärmer, USB-Lötkolben oder Mini-Taschenlampen zuständig.
Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung sind nicht nur komfortabel, sondern mittlerweile auch günstig. Wir erklären, was man beim Kauf beachten sollte.
Kabellose Kopfhörer haben immer häufiger eine aktive Geräuschunterdrückung (kurz ANC) an Board. Die grobe Funktionsweise der Funktion ist schnell erklärt: Integrierte Mikrofone registrieren Außengeräusche wie Fahrgeräusche von der Bahn und die Kopfhörer produzieren eine Art Kontergeräusch. Der Umgebungslärm wird so spürbar abgemildert oder komplett ausgeblendet. Zum Thema ANC-Kopfhörer sind in der Vergangenheit unter anderem der Vergleichstest Acht Kopfhörer mit ANC für unter 400 Euro und Einzeltests zu folgenden Modellen erschienen:
Ob es sich lohnt, einen Mehrpreis für die aktive Geräuschunterdrückung zu bezahlen, hängt vom Einsatzzweck der Kopfhörer ab. Es macht einen Unterschied, ob man einen Allrounder benötigt, einen Reisebegleiter oder Office-Kopfhörer.
Wird zum Beispiel ein Kopfhörer gesucht, mit dem hauptsächlich zu Hause Musik gehört werden soll, muss der Fokus auf der Soundqualität liegen. Hier sollte man sich die Frage stellen, ob es überhaupt ein ANC-Kopfhörer sein muss. Normalerweise genügt für den Gebrauch in solcher Umgebung ein geschlossenes Over-Ears-System, das bereits durch die Bauweise Schall dämpft und so Außengeräusche reduziert. Wer solche Geräte sucht, dem empfehlen wir unseren Ratgeber Hi-Res-Klang: Bester Sound für unterwegs .
Andere benötigten einen Kopfhörer, um im Großraumbüro oder Unterwegs den Lärmpegel zu reduzieren. Die Soundqualität spielt da häufig eine untergeordnete Rolle. Hier kommt es darauf an, sich durch die ANC-Funktion einen Ruheraum zu schaffen.
Die Modelle namhafter Hersteller kosten allerdings schnell 200 Euro und mehr. Wer sein Budget im Rahmen halten will, bekommt geeignete Kopfhörer aber bereits für deutlich weniger Geld. Im Preisvergleich sind knapp 40 kabellose Over-Ear-Modelle mit Geräuschunterdrückung unter 100 Euro zu finden. Neben einigen unbekannten Herstellern tummeln sich hier beispielsweise die Marken Anker, Lindy, Taotronics und Trust. Auch von JBL und Sony sind günstige ANC-Kopfhörer gelistet.
Für unsere Übersicht haben wir exemplarisch 6 Modelle unterschiedlicher Preisklassen und Hersteller herausgesucht:
Erfahrungen mit günstigen ANC-Headsets konnten wir bisher mit folgenden Modellen sammeln:
Integrierte Sprachassistenten oder Touch-Bedienung sucht man im unteren Preissegment vergeblich. Solche Extras sind aktuell den teureren Kopfhörern vorbehalten. Die technische Ausstattung der bisher von uns getesteten ANC-Kopfhörer kann zwar nicht mit der von High-End-Modellen mithalten, hinsichtlich der aufgerufenen Preise geht das aber in Ordnung.
Anders sieht es mit dem Zubehör aus. Hier lassen sich einige der günstigen Hersteller nicht lumpen. Das Modell Hybrid ANC von Taotronics kommt beispielsweise mit einer praktischen Aufbewahrungsbox, Ladekabel, Klinkekabel und Klinkeadapter für die Nutzung im Flugzeug zum Kunden. So eine Transportbox ist auch in den höheren Preissegmenten nicht selbstverständlich.
Die bisher von uns getesteten günstigen Kopfhörer haben eine sehr unterschiedliche Verarbeitungsqualität. Der Soundcore Life 20 besteht beispielsweise hauptsächlich aus billigem Kunststoff und kann in Sachen Verarbeitung auch ansonsten nicht überzeugen. Alles schlackert, die durch großen Buttons wackeln bei Berührung und knacken laut und deutlich beim Drücken. Wer hier zuschlägt, darf keine großen Ansprüche an Haptik und Optik haben.
Der Taotronics Hybrid ANC hingegen überrascht mit ordentlicher Verarbeitung und hochwertigen Metallbügeln. Die Bedienelemente sind zwar ebenfalls leicht wackelig, aber sie knacken nicht und sind präzise. Was uns bei diesem Modell weniger gefällt, ist der extreme Kunststoff-Gestank der Ohrpolster. Dieser verfliegt zwar mit der Zeit, allerdings ist er ein Hinweis auf billige Materialien.
Wer Wert auf Verarbeitung und Haptik legt, sollte sich nicht für einen der ganz billigen Kopfhörer entscheiden. Ein Indiz für die verwendeten Materialien ist beispielsweise das Gewicht. Je leichter ein Kopfhörer ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass hier hauptsächlich Kunststoff zum Einsatz kommt.
Beim Tragekomfort schneiden alle drei bisher getesteten billigen ANC-Kopfhörer recht ordentlich ab. Wer allerdings auf hochwertige Lederpolster gehofft hatte, wird enttäuscht. Im unteren Preissegment dominieren Kunstleder und synthetische Materialien. Bei langer Tragedauer kommt es so schneller zu heißen Ohren.
Wer sich bei der Wahl unsicher ist, sollte seine Kopfhörer bei deutschen Shops bestellen, bei denen ein Umtausch möglich wäre.
In Sachen Klangqualität muss günstig nicht automatisch schlecht bedeuten. Klar, Wunder sollte man sich von den Budget-Modellen nicht erwarten, aber für den Preis ist der Klang der meisten Modelle erfreulich ordentlich.
Der von uns privat genutzte Taotronics Hybrid ANC ist insgesamt sehr basslastig. Höhen und vor allem Mitteltöne können hier nicht ganz mithalten. Wer gerne elektronische Sounds hört, kommt damit gut zurecht. Bei klassischer Musik oder knackigen Gitarrenriffs sind feine Nuancen allerdings kaum herauszuhören. Der Soundcore Life Q20 (Testbericht) ist insgesamt etwas zu schwach auf der Brust. Hier sollten die eigenen Ansprüche an die Klangqualität nicht zu hoch sein. Der Fresh’n Rebel Clam (Testbericht) offenbart im Test vor allem Schwächen bei den Tieftönern. Bei diesem Modell kann der Bass einfach nicht mit Höhen und Mitteltönen schritthalten. Wer hauptsächlich Podcasts damit hört, sollte damit keinerlei Probleme haben. Für satte elektronische Beats ist der Klang allerdings nicht geeignet.
Insgesamt ist der Sound mit durchschnittlich am besten beschrieben – und das ist in diesem Fall ein Kompliment. Denn wir haben in der Vergangenheit schon deutlich teurere Kopfhörer getestet, die trotzdem nicht besser klangen. Der größte Kritikpunkt ist die meist nicht sehr harmonische Klangmischung. Wer auch ansonsten keine High-End-Audio-Komponenten gewohnt ist, sollte mit der Sound-Qualität aber gut zurechtkommen.
In Sachen aktive Geräuschunterdrückung ist die Leistung der Kopfhörer leider ebenfalls sehr unterschiedlich. Einige Modelle haben die Funktion zwar an Bord, diese kann in der Praxis aber nicht überzeugen. Die Dämpfung der Nebengeräusche ist beispielsweise beim Soundcore Life Q20 fast nicht wahrnehmbar.
Bei den Modellen Fresh’n Rebel und Hybrid ANC sieht es schon deutlich anders aus. Hier sind einige externe Laute, wie Stimmen, zwar noch hörbar, allerdings sind sie spürbar gedämpft. Dumpfe und monotone Töne, wie Zug- oder Fluglärm sind praktisch nicht mehr zu hören. Der ANC-Effekt ist ganz sicher nicht der beste am Markt, aber er funktioniert. Wer sich im Job oder auf Reisen ab und zu einen akustischen Ruheraum wünscht, kann mit der Leistung zufrieden sein.
Anders als bei den High-End-Modellen sind für die ANC-Funktion nur die zwei Betriebsmodi verfügbar: An und Aus. Bei eingeschalteten Noise-Cancelling kommt es zu leichtem Rauschen. Dieses ist aber nur in Musikpausen zu hören. Bei der Wiedergabe von Musik nimmt man davon Nichts wahr.
Wie gut günstige ANC-Kopfhörer funktionieren, lässt sich leider nicht pauschal beantworten. ANC, Soundqualität, Bedienbarkeit, Tragekomfort und Akkulaufzeit sind von Modell zu Modell sehr unterschiedlich. Während das eine Modell einen besonders sauberen Klang liefert, schirmt der andere die Umgebungsgeräusche besser ab. Bei einem ist die Akkulaufzeit höher, beim anderen ist die Bedienung besonders komfortabel. Allein diese Unterschiede machen deutlich, dass es nur selten den einen Kopfhörer gibt, der alle individuellen Bedürfnisse befriedigt.
Im unteren Preissegment müssen grundsätzlich Abstriche gemacht werden. Klang, Geräuschunterdrückung und Funktionsumfang können definitiv nicht mit den teuren Modellen von Bose, Skullcandy und Sennheiser mithalten. Die Verarbeitung ist zwar bei einigen Modellen, wie dem Taotronics Hybrid ANC, wirklich gut, die verwendeten Materialien sind trotzdem bestenfalls Mittelmaß. Für gelegentliche Nutzung in Bahn, Flugzeug oder Büro sind aber auch die günstigen ANC-Kopfhörer gut geeignet. Der Kauf des privat genutzten Taotronics Kopfhörers hat sich in den letzten Monaten auf jeden Fall gelohnt. Er ist häufig in Benutzung.
Audiophile Hörer müssen allerdings deutlich tiefer in die Tasche greifen. Wer hohe Ansprüche an den Sound hat, wird in der Kategorie unter 100 Euro nicht glücklich. Passende Modelle mit hoher Soundqualität finden sich in unserem Vergleichstest über acht Kopfhörer mit ANC unter 400 Euro .