Billiger Gameboy-Klon mit Retro-Games im Test
Philipp hat seinen beruflichen Werdegang als Praktikant in einer Werbeagentur begonnen und ist mit verantwortlich für das Design von Bierdeckeln, Werbetafeln und einem Fan-Bus eines großen Fußballvereins. Danach folgte der erste Schritt zum Journalismus: Ein Volontariat bei PC-Zeitschriften, die heute kaum noch jemand kennt - PC Direkt und PC Professionell. Dann folgte ein mehrjähriger Ausflug in die Welt des Marketings, PR-Arbeit und Qualitätsmanagement in einem mittelständischen Handelsunternehmen.
Seit 2015 ist Philipp bei Heise im Team von Bestenlisten aktiv. Hier bringt er auch seine privaten Interessen ein und deshalb für Drohnen, Laser, Balkonkraftwerke, Powerstations und zahlreiche China-Gadgets wie Handwärmer, USB-Lötkolben oder Mini-Taschenlampen zuständig.
Bei Amazon gibt es einen günstigen Gameboy-Klon mit Farbdisplay für gerade einmal 23 Euro. Wir haben uns die mobile Retro-Konsole angesehen und verraten, ob sich der Kauf lohnt.
Bis auf die Abmessungen und einige Zusatztasten entspricht das Design der Handheld-Konsole Retro FC von Anbernic dem Ur-Gameboy von Nintendo.
Auf der Vorderseite sind Steuerkreuz, vier Aktionstasten, drei Funktionstasten und ein 3-Zoll-Farbmonitor verbaut. Auf der linken Seite sitzt das Einstellrad für die Lautstärke. Ladebuchse, AV-Ausgang und der Power-Button sind auf der Oberseite zu finden.
Der Akku ist rückseitig hinter einer Kunststoffabdeckung verbaut.
Trotz des sehr niedrigen Preises ist die Verarbeitung tadellos. Auch Optik und Haptik des Gameboy-Klons sind überraschend gut, wenngleich man ihm anmerkt, dass nicht das wertigste Plastik verwendet wurde. Im Test hält der verwendete Standard-Akku BL-5C – bekannt von Nokia-Handys – fünf Stunden lang durch. Das ist eine überraschend gute Laufzeit für eine so günstige Konsole, und gegen Langeweile bei langen Autofahrten gibt es Zusatzakkus für etwa fünf bis zehn Euro.
Neben der eigentlichen Konsole gehören noch ein Mini-USB-Kabel zum Laden und ein Klinke-auf-AV-Kabel zum Lieferumfang. Ein passendes USB-Netzteil ist nicht beigepackt.
Auf dem Speicher der Retro FC sind insgesamt 168 Spiele vorinstalliert. Diese sind übersichtlich im Hauptmenü aufgelistet und starten per Knopfdruck. Wer während des Spielens auf einen anderen Titel wechseln möchte, drückt auf die R-Taste und landet wieder bei der Spieleübersicht. Ein Neustart der Konsole, wie beim NES-Mini-Klon (Testbericht ), ist nicht notwendig.
Wem das Display zu klein erscheint, der kann die Konsole auch an einen Fernseher mit AV-Eingang anschließen. Falls lediglich ein Scart oder HDMI-Eingang zur Verfügung steht, wird ein zusätzlicher Konverter für 5 bis 12 Euro benötigt. So wirklich spaßig ist das allerdings nicht, wer eine Retro-Konsole für den Fernseher sucht, sollte lieber zum originalen SNES Classic Mini (Testbericht ) oder zur Pandoras Box (Testbericht ) greifen.
Das Farbdisplay des Gameboy-Klons ist ausreichend hell, um auch tagsüber eine Runde zu zocken – wenn die Sonne nicht direkt reinscheint. Ansonsten ist das Display ziemlich mies und keinesfalls mit dem zu vergleichen, was wir von aktuellen Smartphones her kennen. Der Kontrast wirkt übertrieben hoch, die Farbwiedergabe falsch, die Blinkwinkel sind schlecht. All das spricht dafür, dass es sich hier um ein TN-Panel handelt. In Smartphones findet man das seit Jahren nicht mehr. Zu Recht. In Anbetracht des günstiges Preises kann man darüber einigermaßen hinwegsehen, doch uns wäre ein vergleichbares Produkt für ein paar Euro mehr mit besserem Display lieber.
Unter den fast 170 vorinstallierten Titeln finden sich keine echten Gameboy-Spiele, dafür sowohl zahlreiche NES-Klassiker und diverse andere Games, etwa Sonic aus dem Sega-Universum oder Angry Birds. Die Auswahl ist fast erschlagend, und unter den Titeln finden sich viele, die schlicht keinen Spaß machen. Nach ein paar Versuchen findet sich aber auch immer etwas Kurzweiliges, und viele der alten Klassiker machen trotz der schlechten Darstellung auch heute noch viel Spaß.
Wie üblich bei Retro-Konsolen aus China ist die Herkunft der Spiele-ROMs mindestens fragwürdig. Eine Anfrage, ob es sich um lizenzierte Games handelt, blieb bis zum Veröffentlichungszeitpunkt unbeantwortet.
Das Nachinstallieren eigener ROMs ist nicht möglich. Die Oberfläche der Konsole ist einfach gehalten: Im Hauptmenü gibt es eine Liste von Spielen, die man mit dem Steuerkreuz durchscrollt und per Tastendruck ohne merkliche Verzögerung startet. Speichern des Spielfortschritts geht im Gegensatz zu den Marken-Retro-Konsolen wie dem SNES Mini Classic (Testbericht ) von Nintendo nicht.
Die Liste der Haken ist schnell abgearbeitet: fragwürdige Herkunft und Auswahl der Spiele, schlechtes Display. Kurz und knapp, die Vorzeichen für den Kauf des Gameboy-Klons sind mies.
In der Praxis gefällt uns das Produkt aber trotzdem: Der Preis ist so niedrig, dass die tragbare Retro-Konsole schon fast für’s Weihnachtswichteln oder als Mitbringsel taugt, und wer ein Spiel entdeckt hat, was ihm gefällt, der ist die nächsten Minuten bis Stunden beschäftigt.